52. Jahrestagung des AKSL am 12. September 2020 auf Schloss Horneck

Gründerzeit im Karpatenbogen – Die Industrialisierung Siebenbürgens 1867–1918

Der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde wird seine 52. Jahrestagung am 12. September 2020 im Jugendstilsaal (ehem. Billardsaal) auf Schloss Horneck durchführen. Es ist seine erste Veranstaltung seit Beginn der Pandemie und es werden entsprechende Vorkehrungen zu treffen sein. Wegen der nach derzeitiger Sachlage einzuhaltenden Abstandsregeln ist die Teilnehmerzahl vorsorglich begrenzt, deswegen sind verbindliche Anmeldungen im Vorfeld unerlässlich.

Thematisch wird es um eine die Geschichte Siebenbürgens nachhaltig prägende Zeit gehen. Vor hundert Jahren beendete der Frieden von Trianon für Ungarn völkerrechtlich den Ersten Weltkrieg. Er setzte auch der jahrhundertealten Zugehörigkeit Siebenbürgens zum Länderkomplex der Stephanskrone ein Ende. Während die Jahresversammlung des AKSL 2018 die Folgen des Ersten Weltkriegs für Siebenbürgen beleuchtet hat, wird die diesjährige Tagung den Blick auf die Zeit vor dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns richten. Ein halbes Jahrhundert lang war Siebenbürgen Teil der ungarischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie. Der Ausgleich der Habsburger mit den ungarischen Eliten von 1867 bedeutete für Siebenbürgen nicht nur den Beginn des Verlusts der Autonomie innerhalb der Donaumonarchie und der Magyarisierungspolitik der ungarischen Regierungen, sondern auch des Liberalismus, der Siebenbürgen in die Moderne katapultierte. Die Wirtschaftspolitik Budapests befreite das Gewerbe von den Resten der mittelalterlichen Zunftordnungen und schuf damit die Voraussetzungen für die Industrialisierung des Landes, die in Mitteleuropa auch als „Gründerzeit“ Eingang in die Geschichtsbücher gefunden hat.

Für Siebenbürgen bedeutete diese Entwicklung, dass die ersten Fabriken „gegründet“ wurden, aber auch, dass vor allem in der siebenbürgisch-sächsischen Gesellschaft ein fundamentaler Elitenwechsel stattfand. Einige Handwerker konnten ihre Betriebe zu Industrieunternehmen ausbauen und damit zu den größten Steuerzahlern der sächsischen Städte werden. Diesen „Gründern“, ihren Söhnen und Schwiegersöhnen, aber auch den Angehörigen freier Berufe, vor allem Rechtsanwälten, gelang es relativ rasch, die wichtigsten politischen Ämter der Siebenbürger Sachsen zu besetzen und damit die Nachkommen der alten Patrizierfamilien aus den Ratsstuben zu verdrängen. Zahlreiche Angehörige der Industriellenfamilien prägten das literarische und künstlerische Leben der Siebenbürger Sachsen zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Wie konnten sich die ökonomischen und politischen Netzwerke der Gründerzeitindustriellen herausbilden? Wie wirkte sich die Industrialisierung auf das Zusammenleben der Sachsen mit ihren rumänischen und ungarischen Nachbarn aus? Welche Geschichten können uns die oft kunstvoll gestalteten Aktien der Gründerzeit erzählen und wie prägt noch heute das materielle Industrieerbe der Gründerzeit das Erscheinungsbild Siebenbürgens? Auf diese Fragen werden die vier Vorträge unserer Tagung eingehen, die in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa an der Universität Oldenburg (BKGE) veranstaltet und von der Kulturreferentin für Siebenbürgen mitgefördert wird.

Das Programm wird am Samstag, den 12. September 2020, um 14 Uhr beginnen und sieht folgende Beiträge vor: Dr. Dr. Gerald Volkmer (Oldenburg):Ökonomische und politische Netzwerke siebenbürgisch-sächsischer Gründerzeitindustrieller; Dr. Stéphanie Danneberg (München): Interaktion und Abgrenzung zwischen rumänischen und sächsischen Gewerbeorganisationen in Hermannstadt und Kronstadt; Hellmar Wester (Euskirchen): Siebenbürgische Wirtschaftsgeschichte der Gründerzeit im Spiegel der Aktien: Industriebetriebe, Banken, Infrastruktur; Dr. Volker Wollmann (Obrigheim): Das siebenbürgisch-sächsische materielle Industrieerbe der Gründerzeit im Lichte historischer und aktueller Aufnahmen. Im Anschluss folgen eine Führung durch das umgebaute Schloss Horneck und die Mitgliederversammlung des AKSL. Aufgrund der derzeitigen Lage und Beschränkungen ist es unklar, ob am Samstagabend ein geselliges Beisammensein der Teilnehmer in Gundelsheim stattfinden kann. Die Teilnehmer werden darüber rechtzeitig informiert.

 Eine verbindliche Anmeldung zur Jahrestagung muss bis zum 1. September 2020 beim Siebenbürgen-Institut schriftlich an info@siebenbuergen-institut.de oder telefonisch unter (06269) 42150 erfolgen. Dort erhalten Sie Auskünfte zu Übernachtungsmöglichkeiten in Gundelsheim. Wir bitten Sie, Ihre Übernachtungen dann selbständig zu buchen. Bitte warten Sie unbedingt eine Bestätigung Ihrer Anmeldung ab, da die Teilnehmerzahl begrenzt sein wird. Sollten Anmeldungen aufgrund der Begrenzung nicht mehr berücksichtigt werden können, wird eine Warteliste eingerichtet. Spontane Teilnahmen werden nur möglich sein, falls einzelne Plätze unbesetzt bleiben. Es wird Maskenpflicht herrschen. Trotz dieser Umstände freuen sich Vorstand und Geschäftsführung, die Teilnehmer am 12. September in Gundelsheim begrüßen zu können sowie auf interessante Vorträge.

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