2017: Leitungswechsel in Sektion Genealogie

Der 4. Siebenbürgische Genealogentag wurde am 6. Mai im Barocksaal „Johannes Honterus“ des Schlosses Horneck in Gundelsheim abgehalten. Dr. Christian Weiss präsentierte eine erste Synthese des von ihm angestoßenen Projektes „Siebenbürger Genealogie“. Am Nachmittag fand seine Verabschiedung als Leiter der Sektion Genealogie des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V. (AKSL) und damit die offizielle Amtsübergabe an seinen Nachfolger Dr. Robert Offner statt.

In der Eröffnungsrede begrüßte der AKSL-Vorsitzende Dr. Ulrich A. Wien die Ehrengäste: Dr. Lupold von Lehsten (Bensheim), den Schriftführer der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Genealogischer Verbände e.V. (DAGV) und Pfarrer András Bándi, Vertreter der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und Mitarbeiter des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. Anwesend war auch Jutta Tontsch, Leiterin des Projekts „Genealogie der Siebenbürger Sachsen“ der Sektion Genealogie des AKSL.

Dr. Christian Weiss eröffnete seine Vorträge mit ethischen und theologischen Betrachtungen zu genealogischen Erscheinungen. Er bot Einblicke in die geschichtliche Entwicklung der Matrikelführung der evangelischen Kirchengemeinden (Anfänge 1607) und schilderte die uneinheitliche, willkürliche Vorgangsweise der rumänischen Behörden bei der Enteignung und dem Einzug des Großteils der evangelischen Gemeinde-Matrikeln in den Jahren 1950, 1952 und 1965. Weiss verwies auf die jedem Tagungsteilnehmer überreichte DVD mit einem tabellarischen Übersichtsverzeichnis von über 5000 Matrikel- und Familienbuch-Bänden, Ergebnis seiner mehrjährigen anstrengenden digitalen Erfassungseinsätze in siebenbürgischen staatlichen und kirchlichen Beständen. Er dankte auch einem seiner Helfer, dem anwesenden Dipl.-Ing. Günther Heldsdörfer, für dessen engagierten Einsatz als Fotograf. Vorgestellt wurde auch eine Chronologie siebenbürgischer historischer Ereignisse aus verschiedenen Quellen, als Hilfsinstrument bei der Einordnung familiengeschichtlicher Lebensumstände.

Dr. Christian Weiss führte aus, wie er, ausgehend von dem Ansatz Christian Zaminers zur Erstellung einer zentralen Datenbank für die Lebensdaten aller Siebenbürger Sachsen, selbst im Oktober 2008 ein weiterentwickeltes Projekt unter dem Namen „Siebenbürger Genealogie“ startete, das seit 2013 – unter Leitung von Jutta Tontsch und Dr. Dietmar Gärtner – als größtes Projekt der Sektion, mit derzeit bis zu 90 Mitwirkenden, als „Genealogie der Siebenbürger Sachsen“ weitergeführt wird.

Aufgrund der inzwischen geöffneten Archive und des technischen Fortschritts – durch die Erfassung in das Gen_Plus-Programm – zielte das von Dr. Weiss geleitete Projekt ab auf die Zusammenführung aller Daten aus den siebenbürgischen Kirchenmatrikeln, Familienbüchern, Stammbäumen, Ahnentafeln, Ahnenpässen sowie aus bereits digital erstellten Ortsfamilienbüchern und Familienaufstellungen, um sie allen Forschern, Historikern und allen Interessierten zugänglich zu machen. Er berichtete von der Bearbeitung seines aus 13 unterschiedlich großen „Mandanten“ (Datenkontingente aus Matrikeln einzelner Ortschaften) zusammengefügten „Ortsfamilien-buches Siebenbürgen“. Die Daten wurden ihm von einzelnen Projektmitarbeitern zur Verfügung gestellt. Er schilderte die Schwierigkeiten, die sich beim Zusammenführen mehrerer nicht ganz einheitlich erstellter „Ortsfamilienbücher“ ergeben. Bei den anschließenden Diskussionen standen Fragen des Datenschutzes im Vordergrund, wozu Gisbert Berwe, der Autor und Vertreiber des Genealogiesoftwareprogrammes Gen_Pluswin, in seinem Beitrag Klarstellungen brachte. Seine verdienstvolle Arbeit wurde beim 4. ...Seine verdienstvolle Arbeit wurde beim 4. Genealogentag auf Schloss Horneck in Gundelsheim gewürdigt: Dr. Christian Weiss Mit seinem Vortrag, „Familien-Bibel, Hauschronik und Genealogie, am Beispiel des Arztes Thomas Jordanus von Klausenburg (1540-1586)“ stellte der Referent Dr. Robert Offner neue genealogisch-prosopographische Daten über die völkerverbindende Persönlich¬keit des mährischen Landeschefarztes, eines gebürtigen Siebenbürgers, aus Klausenburg, vor. Das Nachmittagsprogramm begann mit der Würdigung der Verdienste des scheidenden Leiters der Sektion Genealogie (seit 2003) Dr. Christian Weiss durch den Vorsitzenden des AKSL, Dr. Ulrich A. Wien, der ihm für das Geleistete herzlich dankte und ihm ein Präsent überreichte. Dr. Weiss habe durch seinen unermüdlichen Einsatz, seine vielfältigen Impulse und trotz seiner auch manchmal Widerspruch herausfordernden Beharrlichkeit erfreulich vielen Landsleuten eine sinnerfüllte Teilnahme an genealogischen Projekten und den Genealogietagen ermöglicht. Durch seine zahlreichen, wichtigen Beiträge in der Zeitschrift „Siebenbürgische Familienforschung“ konnte er im Rahmen der vielfältigen Beiträge der erschienenen Hefte auch eigene Forschungsergebnisse sichtbar und für einen breiteren Kreis an Interessenten zugänglich machen. Weiss sei es gelungen, eine große Anzahl von siebenbürgischen Familienforschern für die digitale Erfassung zu bewegen, für ein gemeinsames Ziel zu gewinnen. Er habe dafür auch die nötigen finanziellen Unterstützungen einwerben können. Speziell der aufopferungsvolle, über die Jahre oft monatelange Einsatz bei der fotografischen Dokumentation der verstreut aufbewahrten Matrikeln zusammen mit weiteren Unterstützern, die Erstellung eines systematischen Überblicks über alle nachweisbaren Matrikelbestände und die noch abzuschließende Übergabe der Dateien seien Meilensteine bei der Sicherung der genealogischen Informationsträger für die Zukunft.

Dr. Werner Klemm hob das besondere Verdienst von Christian Weiss hervor, bei vielen beschwerlichen Archivreisen unzählige siebenbürgische Kirchenbücher, Familienbücher und andere Originalquellen durch Digitalfotografie gesichert und zugänglich gemacht zu haben.

In zwei kurzen Zwischenberichten stellte Dr. Werner Klemm zunächst sein Konzept und seine Vorarbeiten zu einem Genealogen-Lexikon vor und referierte dann über die Einführung der Hausnummerierung in Siebenbürgen, als Bestandteil des Aufbaues der zentralen Rekrutierungs- und Steuerbehörden im Habsburgerreich.

Dr. Ulrich A. Wien stellte weiterhin den vom Vereinsvorstand bestellten neuen Leiter der Sektion Genealogie, Dr. Robert Offner (Regensburg /Speichersdorf), vor und dankte ihm für die Bereitschaft, das Amt interimsweise zu übernehmen. Der neue Sektionsleiter begann nach seiner kurzen Ansprache gleich mit einer Bestandsaufnahme von aktuellen und zukünftigen Themen sowie von Erwartungen und Vorhaben der Tagungsteilnehmer auf dem Gebiet der Familienforschung. Er dankte seinem Vorgänger für die Bereitschaft, im Rahmen der Sektion Genealogie, insbesondere in der Erfassung von historischen Matrikeln der Evangelischen Kirche A.B. in Siebenbürgen aktiv tätig bleiben zu wollen. Dieses Vorhaben soll von Dr. Weiss als Projektleiter fortgesetzt werden.

Dr. Offner teilte mit, dass er im Auftrag von Pfr. i.R. Reinhold Schullerus (Goldkronach) dessen umfangreichen handschriftlichen Vorlass bezüglich des Projektes „Pfarrer und Lehrer der Evangelischen Kirche A.B. in Siebenbürgen von 1701 bis 1800“ dem Siebenbürgen-Institut zur Aufbewahrung und späterer Digitalisierung überreichte. Es wurde mit der Projektgruppe „Genealogie der Siebenbürger Sachsen“ vereinbart, dass diese weiterhin regelmäßig Genealogie-Seminare in Bad Kissingen veranstaltet. Es wurde diskutiert über die Einräumung von Möglichkeiten zur Einstellung von genealogischen Daten, Mitteilungen und Publikationen ins Internet. Er nannte als seine ersten Ziele die Wiederherstellung der Einheit in der siebenbürgischen Familienforschung, die Nachwuchsförderung sowie Spenderakquise, aber ganz besonders die Sicherstellung einer konstruktiven und respektvollen Arbeitsatmosphäre, einschließlich der Schaffung moderner, Internet-basierter Veröffentlichungsmöglichkeiten für die Sektion Genealogie. Dr. Ulrich Wien teilte mit, dass der Vorstand die Neugestaltung der Internetpräsenz des Siebenbürgen-Instituts (einschließlich des AKSL) und die Förderung rechtssicherer (Datenschutz) Internet-Publikationen durch die aktuelle Benennung von Dr. Ralf Thomas Göllner (Universität Regensburg) zum Internet-Beauftragten des Vorstandes tatkräftig zu fördern beabsichtigt.

Dr. Werner Klemm

 

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