2009: Frühjahrstagung der Sektion Naturwissenschaften: inhaltsreich, vielfältig und gelungen
Am 21. und 22. März 2009 fand auf Schloss Horneck in Gundelsheim die traditionelle Tagung der Sektion Naturwissenschaften des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) statt. Etwa 30 Mitglieder und Freunde hatten sich dazu im Rittersaal des Schlosses eingefunden. Die zahlreichen Berichte, Referate, Buchbesprechungen und Diskussionen zu einer Vielfalt von Themen machten die Tagung lebendig und auch für Laien attraktiv.
Die Inhalte der Vorträge – sie wurden mit Bildern, meist in Form von Power-Point Präsentationen illustriert – lassen sich folgendermaßen bündeln:
Beiträge zum Themenkreis: Kulturlandschaften in Siebenbürgen. Zunächst sprach Dietmar Gross über die „Hutewälder in Rumänien – historische Nutzungsformen, heute landschaftlich reizvolle, artenreiche Lebensräume“, danach Rainer Barthel über „Forschung und Umweltbildung im Naturschutzgebiet ‚Breite“, einem alten Hutewald bei Schäßburg“. Udo Pankratius erläuterte anhand alter Bäume im Jungen Wald bei Hermannstadt und anhand von Bergwiesen bei Răşinari die Frage: „Sind Altbäume und Bergweiden in Siebenbürgen mittlerweile als gefährdete Lebensraumtypen zu betrachten ?“ Erika Schneider sprach über „Federgrassteppen in Siebenbürgen – Relikte in einer traditionellen Kulturlandschaft“ und Eckbert Schneider über verschiedene Insektengruppen, die in den artenreichen Lebensräumen der Waldsteppe an Südhängen des siebenbürgischen Hügellandes vorkommen. Die anschaulichen Referate und Diskussionen darüber offenbarten die Bedeutung der ehemaligen Hutewälder Siebenbürgens, die ähnlich den Hutweiden, jahrhundertelang extensiv von den Bauern zur Viehhaltung genutzt wurden, aber auch der Lebensräume des Offenlandes, besonders jener an sonnigen Hängen, die durch zu intensive Schafbeweidung einerseits und durch Auflassen der traditionellen Wiesenwirtschaft andererseits gefährdet sind. Ob diese vielfältigen, alten Kulturlandschaften mit ihrer oft einzigartigen Flora und Fauna auch in Zukunft Bestand haben werden, ist noch offen. Zumindest einige dieser Habitate, wie die Baumlandschaft der Breite bei Schäßburg sollten geschützt, gepflegt und nachhaltig gesichert werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist durch das Verbot des geplanten Dracula-Vergnügungsparks auf der Breite gelungen. In einem Pflegeplan für dieses Gebiet sind weitere ökologische Maßnahmen sowie solche zu Umwelterziehung und Umweltbildung festgehalten.
Verwandte Themen ebenfalls des Landschafts- und Naturschutzes, allerdings in größeren Dimensionen behandelte Johannes Hager in Präsentationen über die Zusammenarbeit des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal und des Nationalparks Hainich mit dem Nationalpark Rodnaer-Gebirge in Siebenbürgen am Beispiel des Grundvig-Programms. Dabei kamen auch die erfolgreichen Treffen von jungen Menschen aus Deutschland mit Gleichgesinnten aus Siebenbürgen, aus der Umgebung des Rodnaer Gebirges in Nordsiebenbürgen zur Sprache. Dass in Rumänien die erst junge Umweltschutzbewegung intensiv und hoch aktiv ist, belegte auch der Bericht von Johannes Hager über die Jahrestagung der Europäischen Föderation der Natur- und Nationalparks („EUROPARC Federation“) in der Schulerau bei Kronstadt im September 2008.
Zwei Referate von Evelyn Ruşdea stießen auf großes Interesse, und zwar „Das Arnika-Projekt im Westgebirge/Munţii Apuseni“ und „Traditionelle Kulturlandschaft und Architektur – ein PHARE-Nachfolgeprojekt im Siebenbürgischen Westgebirge (Munţii Apuseni)“. Im ersten Vortrag erläuterte die Autorin die erfolgreiche, ökologisch verträgliche Verwertung für pharmazeutische Zwecke von Arnika-Blüten der Wiesen im Westgebirge durch die lokale Bevölkerung. Das ist eine wichtige Naturschutzmaßnahme und zugleich eine Einnahmequelle der Dorfbewohner am Rande der Scărişoara-Höhle. Die Einführung des „sanften Tourismus“, ein zweites von Evelyn Ruşdea erläutertes Projekt, überzeugte die Zuhörer ebenfalls.
Weitere Beiträge thematisierten die Geschichte der Naturwissenschaften und der Medizin. Hansgeorg v. Killyen und Eckbert Schneider referierten in Wort und Bild zum Thema „Die Rezeption Darwins und des Darwinismus in Siebenbürgen und bei den siebenbürgisch-sächsischen Naturwissenschaftlern“ aus Anlass des 200. Geburtstags von Charles Darwin. Dabei wurde der Frage nachgegangen, warum zahlreiche siebenbürgisch-sächsische Studierende des ausgehenden 19. Jahrhunderts bei Ernst Haeckel (Jena), dem größten deutschen Darwin-Nachfolger, studiert haben und somit den Wissenstransfer des Darwinismus in sozusagen alle Schulen und in die geistige Welt der Siebenbürger Sachsen ermöglicht haben. Robert Offners erläuterte in seinem Referat zum Thema „Medizinischer Wissenstransfer nach Siebenbürgen in der Neuzeit durch Auslandsdeutsche und durch Zuwanderung ausländischer Ärzte“ die Bedeutung der Akademiker-Migration in der Kulturgeschichte Siebenbürgens, durch welche medizinisches Wissen und abendländisches Know-how aller Arten nach Südosteuropa gebracht wurden.
Über Forschung aus früheren Jahren sprach Heinz Heltmann in seinem Vortrag „Botanische Exkursionen und Studienfahrten nach Siebenbürgen in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit Studenten und Kollegen der Universität Bonn“.
Auf gebührendes Interesse stießen auch Einzelthemen, wie der Beitrag von Herbert Horedt über „Das Zibins- und Fogarascher Gebirge – ein geomorphologischer Vergleich“, der den Teilnehmern anhand von Bildern die Strukturen beider Gebirgsmassive anschaulich erläuterte, sowie der Beitrag von Rudolf Rösler „Zur Kenntnis der Krankheiten des europäischen Braunbären“ und der von Johann Dorfi „Über den Batullen-Apfel im Nösnerland in Siebenbürgen“, eine bekannte siebenbürgische Apfelsorte.
Erika Schneider würdigte in einem Beitrag Leben und Werk des bekannten, am 17. Dezember 2008 verstorbenen Wiener Universitätsprofessors Dr. Gustav Wendelberger und stellte seine langjährige, umfassende Tätigkeit in Forschung, Lehre und praktischem Naturschutz vor. Sie erläuterte sein besonderes Interesse an Siebenbürgen, das sich anfänglich aus seinen auch in Ungarn durchgeführten Forschungen über die Waldsteppen ergab, sich bald aber auf ein allgemeines Interesse an der Pflanzenwelt, an Landschaftsstrukturen sowie an Land und Leuten ausweitete. Ihm verdanken die Sektion Naturwissenschaften insgesamt und einige ihrer Mitglieder zahlreiche Anregungen zu Forschung und praktischer vegetationskundlicher Arbeit, Unterstützung bei wissenschaftlichen Exkursionen und nicht zuletzt die Mitausrichtung von drei wissenschaftlichen, internationalen Tagungen.
Ähnlich wie bei früheren Tagungen wurden auch Bücher vorgestellt. Uwe Grün sprach über zwei Publikationen mit historisch-soziologischen Inhalten: Rüdiger Wischebart (Hrsg.) „Die Karpaten. Die dunkle Seite Europas“ (1992) und Jean Cuisenier: „Das Gedächtnis der Karpaten. Rumänien und sein kulturelles Erbe: Innen- und Außenansichten“(2008). Michael Brenndörfer besprach das umfangreiche, kürzlich erschienene Werk von Waldemar Maier (Hrsg): „Landwirtschaft im Banat und Siebenbürgen:“ Robert Offner stellte eine Publikation des Kronstädters Stadtarztes Paulus Kyr (ca. 1506-1588), und zwar das Gesundheitsbüchlein „Sanitatis studium…“ und gleichzeitig sein Vorhaben vor, diese interessante Publikation durch eine Neuauflage in Faksimile in lateinischer Sprache mit entsprechenden Übersetzungen ins Deutsche, Rumänische und Ungarische einer breiten Leserschaft zugänglich zu machen.
Am Abend des ersten Tages erfreute ein Diavortrag von Hansgeorg von Killyen zum Thema „Die Zips und die Slowakei – ein Reisebericht“ nicht nur die Tagungsteilnehmer, sondern auch die Heimbewohner von Schloss Horneck.
Fazit: Die Tagung brachte zahlreiche Aspekte und Betrachtungen über die Naturgegebenheiten in Siebenbürgen und den südosteuropäischen Raum sowie interessante Aspekte der Wissenschaftsgeschichte zur Sprache. Besonders wertvoll waren die Vorträge und Diskussionen zu aktuellen Themen des Natur- und Landschaftsschutzes.
Beiträge zum Themenkreis: Kulturlandschaften in Siebenbürgen. Zunächst sprach Dietmar Gross über die „Hutewälder in Rumänien – historische Nutzungsformen, heute landschaftlich reizvolle, artenreiche Lebensräume“, danach Rainer Barthel über „Forschung und Umweltbildung im Naturschutzgebiet ‚Breite“, einem alten Hutewald bei Schäßburg“. Udo Pankratius erläuterte anhand alter Bäume im Jungen Wald bei Hermannstadt und anhand von Bergwiesen bei Răşinari die Frage: „Sind Altbäume und Bergweiden in Siebenbürgen mittlerweile als gefährdete Lebensraumtypen zu betrachten ?“ Erika Schneider sprach über „Federgrassteppen in Siebenbürgen – Relikte in einer traditionellen Kulturlandschaft“ und Eckbert Schneider über verschiedene Insektengruppen, die in den artenreichen Lebensräumen der Waldsteppe an Südhängen des siebenbürgischen Hügellandes vorkommen. Die anschaulichen Referate und Diskussionen darüber offenbarten die Bedeutung der ehemaligen Hutewälder Siebenbürgens, die ähnlich den Hutweiden, jahrhundertelang extensiv von den Bauern zur Viehhaltung genutzt wurden, aber auch der Lebensräume des Offenlandes, besonders jener an sonnigen Hängen, die durch zu intensive Schafbeweidung einerseits und durch Auflassen der traditionellen Wiesenwirtschaft andererseits gefährdet sind. Ob diese vielfältigen, alten Kulturlandschaften mit ihrer oft einzigartigen Flora und Fauna auch in Zukunft Bestand haben werden, ist noch offen. Zumindest einige dieser Habitate, wie die Baumlandschaft der Breite bei Schäßburg sollten geschützt, gepflegt und nachhaltig gesichert werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist durch das Verbot des geplanten Dracula-Vergnügungsparks auf der Breite gelungen. In einem Pflegeplan für dieses Gebiet sind weitere ökologische Maßnahmen sowie solche zu Umwelterziehung und Umweltbildung festgehalten.
Verwandte Themen ebenfalls des Landschafts- und Naturschutzes, allerdings in größeren Dimensionen behandelte Johannes Hager in Präsentationen über die Zusammenarbeit des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal und des Nationalparks Hainich mit dem Nationalpark Rodnaer-Gebirge in Siebenbürgen am Beispiel des Grundvig-Programms. Dabei kamen auch die erfolgreichen Treffen von jungen Menschen aus Deutschland mit Gleichgesinnten aus Siebenbürgen, aus der Umgebung des Rodnaer Gebirges in Nordsiebenbürgen zur Sprache. Dass in Rumänien die erst junge Umweltschutzbewegung intensiv und hoch aktiv ist, belegte auch der Bericht von Johannes Hager über die Jahrestagung der Europäischen Föderation der Natur- und Nationalparks („EUROPARC Federation“) in der Schulerau bei Kronstadt im September 2008.
Zwei Referate von Evelyn Ruşdea stießen auf großes Interesse, und zwar „Das Arnika-Projekt im Westgebirge/Munţii Apuseni“ und „Traditionelle Kulturlandschaft und Architektur – ein PHARE-Nachfolgeprojekt im Siebenbürgischen Westgebirge (Munţii Apuseni)“. Im ersten Vortrag erläuterte die Autorin die erfolgreiche, ökologisch verträgliche Verwertung für pharmazeutische Zwecke von Arnika-Blüten der Wiesen im Westgebirge durch die lokale Bevölkerung. Das ist eine wichtige Naturschutzmaßnahme und zugleich eine Einnahmequelle der Dorfbewohner am Rande der Scărişoara-Höhle. Die Einführung des „sanften Tourismus“, ein zweites von Evelyn Ruşdea erläutertes Projekt, überzeugte die Zuhörer ebenfalls.
Weitere Beiträge thematisierten die Geschichte der Naturwissenschaften und der Medizin. Hansgeorg v. Killyen und Eckbert Schneider referierten in Wort und Bild zum Thema „Die Rezeption Darwins und des Darwinismus in Siebenbürgen und bei den siebenbürgisch-sächsischen Naturwissenschaftlern“ aus Anlass des 200. Geburtstags von Charles Darwin. Dabei wurde der Frage nachgegangen, warum zahlreiche siebenbürgisch-sächsische Studierende des ausgehenden 19. Jahrhunderts bei Ernst Haeckel (Jena), dem größten deutschen Darwin-Nachfolger, studiert haben und somit den Wissenstransfer des Darwinismus in sozusagen alle Schulen und in die geistige Welt der Siebenbürger Sachsen ermöglicht haben. Robert Offners erläuterte in seinem Referat zum Thema „Medizinischer Wissenstransfer nach Siebenbürgen in der Neuzeit durch Auslandsdeutsche und durch Zuwanderung ausländischer Ärzte“ die Bedeutung der Akademiker-Migration in der Kulturgeschichte Siebenbürgens, durch welche medizinisches Wissen und abendländisches Know-how aller Arten nach Südosteuropa gebracht wurden.
Über Forschung aus früheren Jahren sprach Heinz Heltmann in seinem Vortrag „Botanische Exkursionen und Studienfahrten nach Siebenbürgen in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit Studenten und Kollegen der Universität Bonn“.
Auf gebührendes Interesse stießen auch Einzelthemen, wie der Beitrag von Herbert Horedt über „Das Zibins- und Fogarascher Gebirge – ein geomorphologischer Vergleich“, der den Teilnehmern anhand von Bildern die Strukturen beider Gebirgsmassive anschaulich erläuterte, sowie der Beitrag von Rudolf Rösler „Zur Kenntnis der Krankheiten des europäischen Braunbären“ und der von Johann Dorfi „Über den Batullen-Apfel im Nösnerland in Siebenbürgen“, eine bekannte siebenbürgische Apfelsorte.
Erika Schneider würdigte in einem Beitrag Leben und Werk des bekannten, am 17. Dezember 2008 verstorbenen Wiener Universitätsprofessors Dr. Gustav Wendelberger und stellte seine langjährige, umfassende Tätigkeit in Forschung, Lehre und praktischem Naturschutz vor. Sie erläuterte sein besonderes Interesse an Siebenbürgen, das sich anfänglich aus seinen auch in Ungarn durchgeführten Forschungen über die Waldsteppen ergab, sich bald aber auf ein allgemeines Interesse an der Pflanzenwelt, an Landschaftsstrukturen sowie an Land und Leuten ausweitete. Ihm verdanken die Sektion Naturwissenschaften insgesamt und einige ihrer Mitglieder zahlreiche Anregungen zu Forschung und praktischer vegetationskundlicher Arbeit, Unterstützung bei wissenschaftlichen Exkursionen und nicht zuletzt die Mitausrichtung von drei wissenschaftlichen, internationalen Tagungen.
Ähnlich wie bei früheren Tagungen wurden auch Bücher vorgestellt. Uwe Grün sprach über zwei Publikationen mit historisch-soziologischen Inhalten: Rüdiger Wischebart (Hrsg.) „Die Karpaten. Die dunkle Seite Europas“ (1992) und Jean Cuisenier: „Das Gedächtnis der Karpaten. Rumänien und sein kulturelles Erbe: Innen- und Außenansichten“(2008). Michael Brenndörfer besprach das umfangreiche, kürzlich erschienene Werk von Waldemar Maier (Hrsg): „Landwirtschaft im Banat und Siebenbürgen:“ Robert Offner stellte eine Publikation des Kronstädters Stadtarztes Paulus Kyr (ca. 1506-1588), und zwar das Gesundheitsbüchlein „Sanitatis studium…“ und gleichzeitig sein Vorhaben vor, diese interessante Publikation durch eine Neuauflage in Faksimile in lateinischer Sprache mit entsprechenden Übersetzungen ins Deutsche, Rumänische und Ungarische einer breiten Leserschaft zugänglich zu machen.
Am Abend des ersten Tages erfreute ein Diavortrag von Hansgeorg von Killyen zum Thema „Die Zips und die Slowakei – ein Reisebericht“ nicht nur die Tagungsteilnehmer, sondern auch die Heimbewohner von Schloss Horneck.
Fazit: Die Tagung brachte zahlreiche Aspekte und Betrachtungen über die Naturgegebenheiten in Siebenbürgen und den südosteuropäischen Raum sowie interessante Aspekte der Wissenschaftsgeschichte zur Sprache. Besonders wertvoll waren die Vorträge und Diskussionen zu aktuellen Themen des Natur- und Landschaftsschutzes.
H.v.K. & Er.S.