In der Sektion Kirchengeschichte geht es um die religiöse Vielfalt Siebenbürgens und die spannenden parallelen, aber teilweise auch gegenläufigen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte im Gesamtkontext der Allgemeingeschichte. Die Region stellt eine Überlappungszone von (lateinischer) Westkirche und (byzantinisch geprägter) Ostkirche dar. Seit der frühen Rezeption der reformatorischen Bewegung und Ausdifferenzierung in mehrere Konfessionen während des 16. Jahrhunderts gilt seit dem Landtag 1595 Siebenbürgen als Pionierregion der Religionsfreiheit: Als „rezipierte Religion“ waren römisch-katholische, lutherische, kalvinistische und unitarische Konfession anerkannt, die orthodox-rumänische toleriert. Besonders für die Frühe Neuzeit in Europa ist die Dauerhaftigkeit (über mehr als 250 Jahre) dieses verfassungsrechtlich garantierten Konfessionspluralismus – trotz seiner Grenzen – recht einzigartig. Da in der Vielvölkerregion Mittelosteuropas ethnische und kirchliche Zugehörigkeit eng miteinander verbunden waren und besonders im 19. und 20. Jahrhundert konfliktgeladen waren, stellt sich die Sektion, die seit 1997 von Dr. Ulrich A. Wien geleitet wird, diesen Herausforderungen. Sie arbeitet mit einer Vielzahl von Kooperationspartnern und mit anderen AKSL-Sektionen zusammen.
Tagungen, Workshops und Publikationen zur Reformationsgeschichte, der Habsburgerherrschaft, der Zwischenkriegszeit und dem Nationalsozialismus sowie der kirchlichen Zeitgeschichte nach 1944/45 finden regelmäßig statt.
Kontakt: Dr. Ulrich A. Wien (uaw1@gmx.de)