Rüdiger von Kraus (Boston, USA) berichtete vom Phänomen der Selbstadelung beziehungsweise von den sogenannten „falschen vons“ anhand von ausgewählten Beispielen aus der Geschichte der USA, Deutschland und Siebenbürgen, ohne den Anspruch ein vollständiges Bild zu geben, sondern viel mehr, um die Entstehung solcher Fälle aufzuzeigen. Andor Nagy (Eger, Ungarn) stellte neue statistische Teilergebnisse seiner entstehenden Dissertation über die verdichteten Familiennetzwerke der gesellschaftlichen Elite von Kronstadt in der Zeit von 1650 bis 1750 vor. Seine beeindruckenden Netzwerkanalysen wurden von einer exzellenten grafischen Darstellung begleitet und boten einen hohen Informationsgehalt. Dr. András Bándi (Archivar des ZAEKR in Hermannstadt) präsentierte den interessanten Fall des Zipser Exulanten Johannes Berger, weiland Senator in Hermannstadt (geb. 1718). Die Grundlage seiner Studie bilden die überlieferten Einträge in der Familienbibel. Hermann Schobel (Würzburg) erläuterte anschaulich die wenig bekannte Genealogie des Familienzweiges der Sophia Regina von Brukenthal, die er zusammen mit Anni Connert (Nordheim) erforscht hatte. Dr. habil. Attila Verók (Eger, Ungarn) sprach über den Zusammenhang von Familien, Bücher und Genealogie sowie die Lesekultur der siebenbürgisch-sächsischen Elite vom 16. bis 19. Jahrhundert. Er wies auf die tradierten Bücher als Quellen (Aufzeichnungen und Chroniken) für die Familienforschung hin. Das reich bebilderte Referat von Helga Lutsch (Heilbronn) behandelte die Auswanderung der sächsischen Einwohner von Agnetheln nach Amerika um 1900.
Ein wiederkehrender Bestandteil der Jahrestagungen sind die Berichterstattungen der Projektleiter. Dr. Christian Weiss (Tübingen) war an der Teilnahme leider verhindert, ließ jedoch durch den Sektionsleiter relevante Teile seines Berichtes über das von ihm seit über einem Jahrzehnt beharrlich betriebene und 2018 abgeschlossene Projekt „Matrikelsicherung der Evangelischen Kirche in Rumänien“ vorlesen. Der Sektionsleiter dankte ihm für sein unermüdliches Engagement. Den Bericht von Dr. Werner Klemm (Karlsruhe) bezüglich des Buchprojektes „Pfarrer und Lehrer der Evangelischen Kirche A.B. in Siebenbürgen Band 2 (1701-1850)“ trug Dr. Ingrid Schiel (Gundelsheim) vor. In den Bericht flossen auch die Zwischenergebnisse der vorangegangenen offenen Diskussion zwischen den Mitgliedern der Sektion Genealogie mit den Mitgliedern des VGSS hinein. Letzter Beitrag der Tagung war ein Kurzbericht von Dr. Robert Offner über die Pestprotokolle von Hermannstadt (1718/19 und 1738/39) als mögliche genealogische Quellen für die Familienforschung. Des Weiteren wurde die neue Internetpräsenz der Sektion Genealogie thematisiert. Abschließend stellte Offner fünf genealogisch relevante Bücher vor, darunter eines des Referenten Rüdiger von Kraus: „Nobili și artizani“, Bukarest 2019.