1773, Juli 12

1773, Juli 12, [Mediasch]: Michael Conrad v. Heydendorff berichtet Brukenthal über den Besuch von Kaiser Joseph II. in Mediasch, Marktschelken und anderen Ortschaften.

 

Konzept im Heydendorffschen Familienarchiv.
Bezug: Biographie, 1. Bd., S. 296.
Druck: Friedr[ich] Wilhelm Seraphin: Aus den Briefen der Familie v. Heydendorff (1737-1853). In: Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 25 (1894), 1, Nr. 88, S. 114-116.

[Notiz des Kopisten am Anfang des Dokuments:] Ein Bericht des Mediascher Notarius Mich. v. Heydendorff an den siebenbürg. Hofkanzler Samuel Frh. v. Brukenthal.

 

Mediasch den 12 Juli 1773.

Da Euer Excellenz mein neuliches unterthäniges Schreiben so gnädig aufgenommen haben; so werde ich dadurch ermuntert, E. Exc. ferner unterthänig zu berichten, daß Ihro Majestät der Keyser[1] auf Allerhöchst dero Rückreise aus Siebenbürgen gestern um 12 Uhr Mittags hier eintrafen. Der hiesige Bürgermeister Thit. Herr Andreas v. Hannenheim war Ihro Majestät bis Marktschelken, wo eine Vorspanns Umwechselung geschahe, entgegen gefahren. Hier wechselten Ihro Majestät die Vorspann bey dem Wirthshause vor der Stadt, weilen solches in der Stadt wegen des zum hiesig großen Margarethae Jahrmarck versammleten vielen Volckes und Versperrung des Platzes nicht geschehen konnte. Das hier liegende Artillerie Chor, beyderseits Religionen Geistliche, der Magistrat, und eine unzehlige Menge Volcks hatte an dem Orthe der Umwechselung (sich) versammlet. Der Monarch kam wieder stehend im Wagen, gleichsam im Triumpf über die Hertzen aller Völcker [S. 2] Siebenbürgens durch königliche Huld siegend, gefahren, niemand als der General Nostitz Exc. neben sich und im 2ten Wagen den leib Medicus Brambilla mit sich habend. Ihro Majestät unterhielten sich während der Umwechselung mit denen Herrn Officiers u. dem Magistrat eine kurtze Zeith u. nahmen verschiedene Memorialien ein, wobey denn abermahls wieder des Grafen Niclas Bethlen Exc. von einem ohnbekannten ungrischen Mann harte mündliche Klagen angebracht wurden. Ich war vom Magistrat ernennet, Ihro Majestät als Gremial Commissarius biß zur nächsten Station auf Bogáts zu begleiten, u. hielte mich also zu Pferde entfernet vom Gedränge außer dem Gesicht I. M. des Keysers weith von der Reihe der übrigen Magistrats Personen. Da Gnädiger Herr ereignete sich der wichtigste Auftritt meines gantzen Lebens. Als mich Ihro Majestät zwischen den Magistrats Personale nicht wahrgenommen, fragte der allerhuldreichste Monarch nahmentlich um mich, diesen niedrigen Menschen, befehlen mich ruffen zu laßen, sagten, als man I. M. benachrichtigte, daß ich als Commissarius mit zu reiten hätte, lauth: Bravo! Ich wurde geruffen von vielen Leuthen. Ich kame eilend aus meiner Entfernung herbey. Der Allergnädigste Monarche sahen mich über das um den Wagen stehende viele Volck in einer Distantz, zogen den Huth ab und wincketen mir [S. 3] auf das huldreichste mit mehr als menschlich holde Miene zu. Ich sprange vom Pferde, drängete mich durch die Menge des Volckes an den Wagen, zu den Füßen des im Wagen stehenden Monarchens. Da durchdrangen mich die Worte unsres HErrns biß zum Entzücken: Wie befinden sie sich? Ich habe ihnen nur sehen wollen! Ich bin nicht im Stand gnädiger Herr, die Empfindungen, die ich dabey hatte, außzudrükken. Sie beugeten mich zur Erde nieder, wobey mir der Wunsch beykam: Mögte doch der Monarche so voller Gnade zu eignen Empfindung der Wirkung seiner Huld sehen, was in meinem Hertzen vorgeht! Ihro Majestät sagten mir ferner vernommen zu haben, daß ich als Commissarius mit gehen solte, es wäre aber bey so schlechtem Wetter /: maaßen es eben regnete :/ nicht nötig, welches denn I. M. zweimahl wiederholten. Da mir nun diese Allerhöchsten Befehle alle Hofnung mitzugehen abschnitten: so faßete ich den muthigen Entschluß, I. M. dasjenige, was ich auf dem Wege gesagt hätte, allda auf der Stelle allerunterthänigst vorzubringen, den Punckt nemlich von dem sollicitierten Telonial [Nachtrag am Rand: (die Brückenmauth)] Privilegio, über die hiesige Kuckel-Brücke, von der Möglichkeit den Kuckel-Fluß in seinem Alveo bei allem gegenseithigen Sturtz zu erhalten, durch das Exempel bey den hiesigen Mühlen, entgegen der Communität Ebesfalva wegen [S. 4] ihres angesuchten neuen Alvei im Sárosser Hewesch[2], welches der Monarche alles mit der vollkommensten Einsicht beantwortend allergnädigst aufnahm. Zum Beschluß sagten I. M. allermildest zu mir: Leben Sie wohl, ich bleibe ihnen in Gnade gewogen! u. fuhren somit gleich fort, den Weg durch die hiesige Stadt nehmend. Wenn ich nun zu dieser mir elenden Wurm vom Monarchen allhier dermaßen vor dem gantzen Volcks bezeugten Allerhöchsten Gnade noch hinzufüge: daß Allerhöchst I. M. auch noch außer diesem verschiedenmahl wegen meines befragt habe, so finde ich eine Arth unaussprechlichen Trostes darinne, E. Exc. des Vergnügens theilhaftig zu machen und die angenehme Nachricht unterthänig zu geben, daß auch ich, nebst andren, in deren Ader Euer Excellenz nahe verwandtes Bluth waltet, von dem Allerhöchsten HErrn bey Allerhöchst deßen Anwesenheit im Lande mit allergnädigsten Augen bin angesehen worden. Und ich kann mich hiebey nicht enthalten, Euer Excellenz unterthänig zu berichten, selbsten von ThitHerrn Obrist-Lieutenant von Luchsenstein vernommen zu haben, daß Ihro Majestät in seiner Gegenwart zu Ebesfalva neulich über der Taffel gesagt habe: als ThitHerr General Siskovitz Excellenz des Hochseligen Herrn Ober-Capitäns[3] mit vielem Ruhme gedacht: [S. 5] Auch der Bruckenthal in Wien ist ein recht geschickter Mann, er hat Wißenschaft, er hat Feder, er hat Phlegma, u. konnte in Ministerio gebraucht werden, wenn ihm nicht die Religion hinderlich wäre. Euer Excellenz vergeben mir gnädigst, daß ich die Worthe, so wie ich sie gehöret, hieher setze. Den Bogatscher Berg ging Ihro Majestät großen Theils zu Fuß, im Regen hinauf. In Galfalva war nebst der Tabula auch ein starcker Adel versammlet. Ihre Majestät hielten aber nicht stille und redten mit niemand. Ich verharre etc.

[Notiz des Kopisten am Ende des Dokuments:][4] Zur Erläuterung des Obigen, dem Originalentwurf entnommenen, Schreibend Diene, daß Heydendorf am 7 Juni 1773 an Brukenthal, der sich damals in Wien befand, über die Reise Kaiser Josefs von Elisabethstadt an bis nach Mediasch (2 Juni 1773) eingehend berichtet hatte, wofür jener aus St. Veit am 22 Juni in folgendem Schreiben ihm gedankt hatte: [vgl. Dokument 1773-06-22].

 


[1] Joseph II.

[2] Bei Seraphin: Hevisch.

[3] Michael v. Brukenthal, Oberkapitän von Fogarasch

[4] Von Seraphin nicht ediert.

 


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Empfohlene Zitierweise:

Quellen zur Geschichte Samuels von Brukenthal. Aus dem Nachlass von Georg Adolf Schuller, hg. von Konrad Gündisch und Jonas Schwiertz, 2022.
URL:  https://siebenbuergen-institut.de/1773-7-12-1 (Stand: 10. März 2022).

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