[1770]: Schreiben, vermutlich des römisch-katholischen Bischofs von Siebenbürgen Josef Bajtay an den Superintendenten der Evangelischen Kirche in Siebenbürgen Georg Jeremias Haner, über die Vorzüge der katholischen Kirche.
Abschrift aus dem Brukenthalischen Hausarchiv, Q. 3 O 7.
Bezug: Biographie, 1. Bd., S. 256-258.
Das undatierte, nicht adressierte und nicht signierte Schreiben dürfte im Kontext der Bemühungen Josef Bajtays um eine Annäherung zwischen den beiden Kirchen entstanden sein, die im Jahr 1770 unternommen wurden. In der Biographie, 1. Bd., S. 250, Anm. 749, wird festgehalten, dass Brukenthal eine ganze Reihe von Schriften Haners in seine Handschriftensammlung aufgenommen habe.
[Notizen des Kopisten am Ende der ersten Seite:] Bruk. Mus. Q. 3. O. 7.
Mein Herr!
ich bin ganz Ihrer Meinung, daß die Wahrheit der einzige Gegenstand unserer Wünsche ist, daß wir alle danach streben, daß wir sie suchen, daß wir nur in ihr unsere Ruhe finden, daß sie die einzige Befriedigung unsers Geistes ist; aber darin, daß die Wahrheit in Bezug auf die Religion so schwer zu finden sei, stimme ich mit Ihnen nicht überein. Wir dürfen dieses Unrecht Gott, dem Schöpfer der Wahrheit, nicht antun. Wir glauben nicht daß er, der uns doch zwang die Wahrheit zu suchen und ihr zu folgen, sie dahin gestellt hätte, wo unsere Schwäche sie nicht an das würde erreichen können, als durch tausend Irrungen, Dunkelheiten und Gefahren hindurch. Nein, mein Herr, die Geheimnisse der Natur, die gewöhnlichen Wahrheiten dürfen, unter solchen Wirrnissen leiden; die sittliche aber und die religiöse Wahrheit, muß von Allen klar erfaßt werden können. Gott konnte es nicht anders machen, denn er ist gerecht, er ist gut. Wenn die Heiligkeit seines Wesens, wenn seine Erhabenheit über die menschliche Natur uns einen Dienst vorschreiben wollte, so wollte seine Gerechtigkeit uns darin unterweisen, seine Güte uns nicht ohne die Mittel lassen, diese göttlichen Vorschriften zu erfüllen. Hier, mein Herr, unsre Lehre. Prüfen sie, ob die ausgesprochenste Ungläubigkeit unser Vorgehn der geringsten Sinnlosigkeit oder Nachlässigkeit zeihen kann.
Wir sind, durch die Schärfe des natürlichen Verstandes, überzeugt davon, daß dieses höchste Wesen unserer Verehrung würdig ist, wir sind überzeugt davon, daß unsere Abhängigkeit von ihm nicht nur verlangt, daß unsere inneren Fähigkeiten sich zu seiner Verherrlichung entfalten, sondern daß unsere Sinne, unser Körper, kurz auch unsere Äußeren Kräfte das Gefühl der Unterwerfung, der tiefsten Hingabe, die uns für ihn erfüllt, zu Auswirkung kommen lassen sollen, mit einem Wort, daß der äußere Dienst einen wesentlichen Teil (des Gottes Dienstes ausmacht.) der Religion ausmacht. Wir sind überzeugt davon, daß dieses erhabene Wesen das Recht hat, uns einen bestimmten Dienst vorzuschreiben, und daß es in diesem Falle unsre unerläßliche Pflicht ist, uns darüber zu unterrichten und ihn zu erfüllen zu suchen.
Es ergibt sich aus diesen bewiesenen Wahrheiten, daß wir gezwungen sind, diese offenbarte Religion zu suchen, daß wir danach trachten müssen, die volle sittliche Gewißheit zu haben.
Auf der Suche nach dieser Wahrheit bietet sich das Gesetz Mose zuerst meinen Augen dar. Ich sehe hier einen Gesetzgeber, dessen Mission bewiesen war durch Zeichen und Wunder, ich sehe durch ihre Billigkeit rechtfertigte Lehren, ich sehe ein Volk, geheiligt durch die Ausübung dieser Gebote. Ich sehe alle Mächte sich erheben gegen dieses Volk, gegen diese Gebote, gegen diesen Gottes Dienst um sie zu stürzen u. zu zerstören. Und ich sehe ihre Anstrengungen vergeblich bis sich das Gotteswort, vom Herren selbst verkündigt, nicht erfüllt [S. 2] doch nach seiner Erfüllung sehe ich die christliche Religion entstehn, deren (Glanz) Gewalt mich ergreift, deren Klarheit mich überzeugt, deren Reinheit die Anerkennung durch meinen hohen Verstand fordert, und diese Anerkennung der Gottlosigkeit zu zeihen wird sich die ganze menschliche Philosophie und wird sich alle Ungläubigkeit vergebens bemühen.
Ich sehe dann denjenigen, den die Propheten verkündet, den die Gerechten erwartet hatten. Er erscheint im vollen Glanze seiner Macht. Alles was seiner Geburt vorangeht, was sie begleitet und was ihr folgt, beweist seine Mission. Er beweist durch wunderbare Zeichen sein Gott-Menschenthum. Seine Lehre ist göttlich, nicht Plato und nicht die weisesten Philosophen nähern sich der Reinheit und der Heiligkeit seiner Moral. Ich sehe unter seinen Augen eine Versammlung entstehen. Er nimmt sich der Unwissenden an, die durch seine Allmacht in eben soviele Gelehrte (docteurs) verwandelt, durch ihr Wissen die menschliche Weisheit begründen. Die Natur vergißt ihre Gesetze um ihrer Stimme zu gehorchen; seine erhabene Lehre behält die Uberhand in der ganzen Welt, so sehr sie den lasterhaften Neigungen der Menschen, den Sitten aller Zeiten aber vor allem den Sitten seines Jahrhunderts, entgegengesetzt ist. Die ganze Hölle hat sich gegen diese Lehre verschworen, aber Ströme von Blut löschten dies göttliche Feuer nicht. Jedes Alter, jeder Stand, jedes Geschlecht besiegelt (ihren) seinen Glauben durch sein Blut. Und ich sehe nach der Weissagung unsers göttlichen Meisters das Licht des Glaubens durch alle Finsternisse dringen und sich die Welt unterwerfen. Was kann ich daraus anders schließen, als daß die Hand Gottes dieses Werk schafft? Der Beginn, die Mittel, die Lehre, der Erfolg überzeugen mich davon, daß menschliche Kräfte nicht hinreichen würden, um es zu vollbringen.
Nachdem ich überzeugt bin von dieser Wahrheit, von der ich glaube, daß man sich ihr mit Grund und Überlegung nicht entziehn kann, will ich genau alles prüfen, was mit dieser Gemeinde (assemblée) im Zusammenhang steht. Ich sehe in ihr die Hüterin eines Gesetzbuches, welches ihr Gott anvertraut hat, eines Gesetzbuches, dass das Gotteswort enthält und das er die hatte schreiben lassen, die sich ihm verbanden, die er durch eine besondre Berufung mit der Verbreitung seiner Lehre betraute. – Unterscheiden wir hier, mein Herr, bevor wir fortfahren, zwischen dem Moment der Glaubwürdigkeit und dem Moment des Glaubens. Die Glaubwürdigkeit ist die Führerin des menschlichen Verstandes, der Glaube aber der reine Gnadenbeweis Gottes. Wir glauben verstandesgemäß an soviel Dinge, als es vernunftbegabte Geschöpfe gibt. Wir glauben stark und blind an soviel, als es Christen und gläubige Beobachter des Gesetzes gibt.
Der selbe Gott, der zum Beweis unserer Unabhängigkeit kein ausdrucksvolleres Zeichen verlangen zu können glaubte, als die Unterwerfung unseres Geistes und Verstandes unter seine Offenbarungen, wollte jedoch nicht, daß wir in den wichtigsten Handlungen unsers Lebens auch nur eine dieser Vorschrif- [S. 3] ten, die die Vernunft dem Menschen diktirt, um ihn von schweren Irrungen zu schützen, außer Acht ließen. Alle Gründe, die ich bisher anführte, mein Herr, sind Gründe der Glaubwürdigkeit, die mich der Richtigkeit meines Urteiles über die Religionen versichern. Die Folgenden gehören auch unter diesen Gesichtspunkt.
1.) Jesus Christus hat eine Gemeinschaft gegründet, in die er Alle aufnehmen wollte, von der er Keinen ausschloß. Er hat ihr eine Lehre gegeben, Gesetze, mit einem Wort wie eine feste Prägung. Als Gesetzgeber schuf er kein vergängliches Werk, sondern ein bleibendes, ewiges. Aus allem können wir erkennen, daß er das wollte, daß er das konnte. Unsere gesunde Vernunft fordert uns auf, zu glauben, daß er dies Werk schuf, und da er es geschaffen hat, hat er auch die Mittel gefunden, es zu verwirklichen: er hat also dieser Gemeinde alles verliehen, was dazu nötig war, um ihr Bestehen zu sichern. Er hat ein Reich gegründet, das allem widerstehn konnte, was seinen Sturz hätte herbeiführen können. Nachdem mir bewiesen worden ist, was dazu nötig sei, um dieses Ziel zu erreichen, zwingt mich meine Vernunft, zu glauben, daß nur Er es erreichen konnte. Einrichtung, Lehre, die geregelte und nützliche Anordnung, alles was diesem Zweck dient, sind das Werk dieser göttlichen Hand und eine notwendige Folge seiner ersten Absicht, so glücklich und wunderbar ausgeführt.
Dies sind mein Herr, die natürlichen Wege die uns zu der Wahrheit führen, von der sie angeben, daß sie so schwer zu finden sei. (freilich) Tatsächlich erreicht man sie nicht, ohne begnadet zu sein. Denn der Glaube ist ein Gnadengeschenk des Himmels. Aber Gott verweigert es in seiner Güte Keinem, der sie mit ganzem Herzen sucht. Verzeihen Sie, wenn ich so weitschweifig bin in dieser Einleitung. Ich untersuche heute nur das erste Blatt Ihres Briefes und habe mir einzig und allein vorgenommen, Sie von Ihrer Ungerechtigkeit zu überzeugen, wenn Sie sich so schwer der Hindernisse beklagen, die Sie auf dem Wege zur Wahrheit antreffen. Ausserdem will ich Ihnen beweisen, daß ich, wenn ich gezwungen sein werde, Ihnen zu widersprechen, wenn Sie in Angelegenheiten des Glaubens dem menschlichen Verstande soviel Bedeutung beilegen, ich diesem doch nichts nehmen will, was ihm vernunftgemäß zugestanden werden muß.
Ich sehe wohl voraus, mein Herr, was Sie mir sagen werden. Sie werden mir antworten, daß Sie keiner anderen Überzeugung sind als ich, daß Ihre Unschlüssigkeit nur dort einsetzt, wo sich Ihren Augen die vielen Punkte der Lehre und der Religion Jesu Christi bieten, die doch alle, scheinbar einander entgegengesetzt, der auserwählte Teil dieses kostbaren Erbes zu sein beanspruchen. Ich muß gestehn, mein Herr, daß Ihre Unsicherheit in Ihren religiösen Grundsätzen ihre Ursache hat. Glücklicherweise sind wir nicht in dem Fall. Die Vernunft bestimmt nicht weniger unsere sonstigen Schritte, aber wir befreien uns ohne Mühe aus allen Widersprüchen, denn dem Gegenteil hat unser göttlicher Meister vorgebeugt. Er hat uns das Mittel in die Hand gegeben, uns vor dem Zweifel zu schützen, um den Bestand seiner Kirche zu sichern. Seine Güte hat ihn das Erste tun lassen, seine Eigenschaft als alles voraussehender und allmächtiger Gesetzgeber hat ihn gezwungen das Zweite und Dritte zu tun. – [S. 4]
Während wir seufzen über die Verirrungen des menschlichen Geistes erkennen wir doch die göttliche Vorsehung an, die so sorgsam über uns wacht und schließen uns umso inniger an die weisen Vorschriften an, die uns unser göttlicher Meister – wie oft? – gab. Hat nicht er uns vorausgesagt, daß (der) das Feindliche und Böse im Menschen nicht ruhen wird, (bösen) falschen Samen zwischen die gute Saat zu werfen? Daß so viele irregeführt werden würden durch falsche Propheten? Daß man seinen Stamm nicht brauchen wird um seine Schüler von ihm abzuwenden? um seine Lehre zu vernichten? Daß sogar die Gerechten Mühe haben werden, vor Tücke und Verworfenheit zu fliehen? Konnten die Apostel klare sprechen von alldem, als sie es getan haben? Es muß, sagt der heilige Paulus, Ketzer geben, es werden viele hochmütige Menschen sein, die unter dem schützenden Schleier der Frömmigkeit ihre Untugend verbergen, die sowie[1] und1 sich ehemals Moses entgegengestellt hatten, sich der Wahrheit widersetzen werden. Menschen, die falsch in ihrem Herzen und verworfen in ihrem Glauben sind. Sowohl unser göttlicher Lehrer als auch die Apostel versäumen nicht, uns darüber aufzuklären, damit wir uns hüteten. Sie flößten uns damit Nachgiebigkeit ein und den Verzicht auf jene Eigenliebe, die so angenehm den Geist schmeichelt, wenn er sich zum Richter aufwirft über den Glauben. Jesus Christus fordert von uns die Einfalt der Taube, das Aufgeben der Persönlichkeit, er will, daß man auf sein Urteil verzichte, daß man Kind werde. Er sagt uns, daß sein heiliger Vater sich nur denen offenbare, die gering u. verachtet seien, daß er sich vor den falschen Schriftgelehrten verberge, deren Weisheit nichts anders ist als Grübelei und Tücke. Der Apostel sagt: nicht überhebt Euch in Eurem Wissen, wandelt Euch in demütige, denn wo ist der Weise des Jahrhunderts? Gott hatt ihn beschämt, da er alles Wissen und alle Erkenntnis dieser Welt der Thorheit gleichsetzte. Er hat, um den Stolz zu strafen das gesucht, was in den Augen der Menschen als das Verachtenswerteste galt. Widersetzlichkeit und Streitsucht sind Zeugnis eines Geistes der dem Geiste Jesu Christi streng entgegengesezt ist. – Aber diese weisen Ratschläge unsers erhabenen Gesetzgebers waren doch, so wirksam sie waren, nicht im Stande, uns vor der Versuchung zu schützen, haben nicht genügt um den Frieden und die brüderliche Einigkeit in seiner Kirche aufrechtzuerhalten, um ihr die ihr feindlich Gesinnten zuzuführen und sich die Guten zu erhalten. Denn die große Menge ist doch zusammengesetzt aus Menschen ohne Grundsätze und ohne Wissen (science). Jesus Christus aber bewahrt uns vor Wirren und Gefahren indem er uns dessen versichert, seine Kirche nicht zu verlassen bis an das Ende aller Zeiten, so daß die Hölle ihr nichts wird anhaben können. Indem er uns alldessen durch unfehlbare Weissagungen versicherte, begründete er die in jedem Reiche so notwendige gesetzgebende und zwingende Gewalt, ohne die es zu Grunde gehen müßte. Er gießt über seine Jünger den heiligen Geist aus, er verleiht ihnen die Macht zu binden und zu lösen, Er verleiht diese im Besonderen seinem Jünger Petrus, nach dem er dessen Glauben geprüft. Er befiehlt ihm, seine Lämmer zu weiden, für sie Sorge zu tragen, seine Brüder zu kräftigen und zu stützen. Er sagt uns allen, daß wenn wir der Stimmen der Apostel gehorchen, wir seiner Stimme folgen, daß diejenigen sich ihm widersetzen, die den [S. 5] Befehlen der Führer seiner Kirche trotzen. Auf Einzelheiten der Glaubensgrundsätze seiner Kirche eingehend, will Jesus Christus, daß derjenige, der nach erfolgter Warnung das Gesetz verletzte, von der christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen werden solle. Daß im Falle der Übertretung seiner Bestimmungen der Schuldige auszustoßen und als Heide betrachtet werden, der keinen Anspruch erheben darf auf Christi köstliches Erbe.
Dieses mein Herr, sind die Gründe unserer Ruhe, unserer Sicherheit, dieses die Gründe dafür, daß unsere Kirche allen Stürmen standhalten konnte, die sich gegen sie erhoben. Jesus hat sie wohl vorausgesehn. Aber indem wir seine Vorschriften befolgen, können wir von dem schmalen Pfade des rechten Glaubens nicht abweichen, können wir die Spuren der wahren Kirche nie verlieren. Wir glauben unerschütterlich daran, daß Jesus seine Verheißungen erfüllen, daß sein Geist unsere Kirche tragen wird, daß er die Seele seines Reiches ist und daß darum die Kirche, als eine Reihenfolge von Wahrheiten ihre Anhänger vor allen Irrungen schützen wird. Kann man, mein Herr, bei klarer Überlegung daran zweifeln? Aber Christus fordert von uns nicht nur eine äußere Vereinigung, sondern Einigung des Herzen, der Gefühle und des Willens, solchermaßen, daß sie das würdige Bild sie von der hohen Einigkeit, die zwischen (Vater und Sohn) ihm und seinem heiligen Vater herrscht. Hätte er ohne dieses Mittel bei aller Macht u. Größe ein solches Ziel erreichen können? Sind wir nicht gezwungen, zu sagen, daß er sonst nur den Apfel der Zwietracht unter die Menschen geworfen hätte, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, unter sich zu richten. Oder sie solche Mittel zu lehren, von denen sie nicht verständen, Gebrauch zu machen? Nein, mein Herr, das hieße der reinen Vernunft, das hieße der Güte unseres Herren Unrecht antun. Wir haben die unaussprechliche Freude, zu sehen, daß unsere Kirche, wenn sie angegriffen war, genau den Bestimmungen des Retters folgte und daß alle ihre Schritte von den glücklichsten Erfolgen begleitet waren. Christus hatte diese Welt kaum verlassen, als seine Weissagungen sich zu erfüllen begannen. Die Apostel selbst waren untereinander geteilter Ansicht über die Abschaffung des Judentums. Sie hatten klar erkannt, daß das Gesetz des Moses, nachdem es seine Bedeutung verloren, zu verwerfen sei.
Das die Gesetze, die die Nachfolge der Apostel streng eingehalten haben und der Erfolg war ein solcher, daß man ihn anders nicht wünschen konnte. Wo sind sie hin, alle die Sekten, da, so bedeutungsvoll einige untern ihnen waren, so sehr sie unterstützt waren durch menschliche Macht, durch die Anzahl ihrer Anhänger, doch verschwunden und bis auf ihre Namen ausgelöscht sind: die Ebroniter, die Marcionisten, die Pelagier, die Quaeker, die Wicleffisten, und die Hussiten, die Samosaten u. die Macedonier; – und die Kirche ist stehen geblieben, unerschütterlich, mächtig, blühend. Gestehen Sie, mein Herr, daß dies Schauspiel menschlicher Wandelbarkeit uns in unserm Glauben stärken muß, uns die Kirche als eine göttliche Einrichtung ansehn lassen muß und uns glauben lassen muß, daß wir diese Auserkorenen sind, in denen sich der Geist unseres Retters erhält. –
Unsere Sicherheit, unsere Überzeugung wächst noch, wenn [S. 6] wir unsere Kirche prüfen nach den Eigenschaften, die Jesus Christus ihr verliehen hat. Dieses sind: Die Einigkeit, denn er wollte, daß es nur einen Hirten und nur eine Herde gäbe, daß es nur einen Glauben gäbe wie es nur einen Gott gibt. Die Heiligkeit. Er ist gestorben für seine Kirche um sie zu heiligen, damit sie rein und ewig sei. Die Allgemeingiltigkeit, oder Katholizität. Er hat seine Worte an Alle gerichtet, hat voraus gesagt, daß seine Kirche die ganze Welt erobern werde. Die ununterbrochene Nachfolge der Apostel. Der Grund auf dem Jesus die Kirche aufbauen wollte, waren die Apostel. So konnte sie allen Stürmen trotzen. Dieses sind die Wahrzeichen, welche die Apostel der Kirche verliehen, das Konzil zu Nicaea erkennt sie an und man hat nie Aufgehört sie anzuerkennen bis auf unsere Tage. Aber in welcher anderen Christengemeinde findet man diese vier Hauptmerkmale des Glaubens als in der unseren?
Die Einigkeit herrscht in unserer Kirche in jedem Sinne. Ein Schöpfer der Religion, das ist Gott. Ein unsichtbares Oberhaupt, das ist Jesus Christus. Ein Ziel, das ist unser ewiges Heil, ein sichtbarer Führer, das ist der Bischof von Rom, den wir als den Mittelpunkt unserer Kirche anerkennen. Alle ihre Glieder sind untereinander verbunden durch die Ewigkeit des Glaubens und der Grundsätze, der Gefühle. Alle sind bereit ihr Urteil dem der Kirche zu unterwerfen, die wir alle anerkennen als den ewigen Hort unseres Glaubens. Alle sind bereit die Glieder ihres Körpers zu töten, die sich dieser Unterwerfung widersetzen sollten.
Geheiligt ist sie durch ihren unsichtbaren Führer, der die Heiligkeit selbst ist, durch die Heiligkeit der Gnade die Gott ihr zuwendet, durch den von dem Gesetz vorgeschriebenen Gebrauch der Sakramente, durch die Heiligkeit der unzählbaren Menge ihrer Glieder jeden Alters, jeden Standes, jeden Geschlechtes.
Sie ist allgemein mit Hinsicht auf den Ort, denn ihre Anhänger sind überall. Die Katholiken bekämpfen an allen Punkten der Erde die Feinde ihrer Kirche. Sie beherrschen die Welt. Die Kirche ist Allgemein auch in Bezug auf die Zeit, denn seit dem Tode Jesu Christi hat sie nie aufgehört zu bestehen, trotzdem es zu allen Zeiten Neuerer, Umstürzler gab, die durch ihre Nachforschungen das Gegenteil zu beweisen suchten. Sie ist allgemein in Bezug auf ihre Lehre die unverändert blieb durch alle Zeiten und es auch immer bleiben wird, und in allen Gegenden der Erde dieselbe ist. [S. 7] Es ist die Eigenschaft des Geistes des Irrtumes, sich jeder Zeit, allen Sitten, jedem Klima, jedem Geiste anzupassen. Die Wahrheit allein kennt diese Wandelungen nicht, sie widerspricht sich nie. Sie ist darin der göttlichen Natur teilhaftig. So ist uns der Name: Katholiken eigen geworden und man kann sagen, was Vincent de Lerins zu den Ketzern seiner Zeit sagte: Indem Ihr den Namen dessen annehmt, dessen Meinung Ihr teilt und uns Katholiken heißt, gesteht Ihr stillschweigend, daß Ihr Euch von uns entfernet und daß Ihr auf die wahre Kirche, deren Hauptmerkmal die Allgemeinheit ist, verzichtet habt. –
Sie ist apostolisch, beschützt von Jesus Christus und seinen Aposteln, sie rühmt sich, daß die Folge dieser Apostel nie unterbrochen worden sei, und (in den Nachfolgern des hlg. Petrus immer den unsichtbaren Führer) daß sie in den Nachfolgern des heilg. Petrus das sichtbare Haupt der christlichen Gemeinschaft verehrt habe. Schließlich können wir, als letzten Beweis kühn mit dem hlg. Vinzenz v. Lerins ausrufen: Welche Sekte ist jemals entstanden, ohne daß man ihren Grunde, Zeit und Ort ihrer Anfänge gekannt hätte, ohne daß sie sich getrennt hätte von der alten Kath. Kirche, die keinen andern Beginn, keinen andern Schöpfer hatte als Jesus Christus. – Sie sehen, mein Herr, wie wir vorgehn auf der Suche nach der Wahrheit unserer Religion. Hier gibt es keine Unklarheit, keine Unsicherheit, keinen Mangel an Folgerichtigkeit in unsern Grundsätzen oder ihren Folgen. Sogar menschliches Irren ist in unserem Vorgehn nicht. – Hier ist in kürze der Weg gezeichnet, den unser Geist geht. Finden sie mir in irgend einer andern menschlichen Handlung größere Sicherheit, mehr Klarheit.
Die Vernunft lehrt uns die Notwendigkeit eines äussern Gottes-Dienstes, die Vernunft lehrt uns, daß Gott diesen Äußern Dienst bestimmen kann. Die Vernunft lehrt uns, daß wir von dem Augenblick an, wo wir überzeugt sind, daß Gott diesen Dienst bestimmte, wir gezwungen sind, ihn zu befolgen, daß wir erst dann dem natürlichen Gesetz der Religion Genüge thun. Und tatsächlich überzeugt uns alles davon, daß Gott es war der diesen Kultus bestimmte, daß er es war, der uns Jesus Christus sandte, damit er uns den Weg der Tugend weise und uns die Geheimnisse des Glaubens offenbare. – Sie sehn uns also überzeugt von der Notwendigkeit unseres äußeren Gottesdienstes, Sie sehn uns überzeugt von der Lehre, die wir befolgen, es fragt sich nur noch, ob wir dieses Ziel tatsächlich auch erreicht haben.
Der göttliche Gesetzgeber, der von seinem Reich nicht künftige Generationen nicht fremde Nationen oder die Heiden ausschloß, sondern es für alle Jahrhunderte, alle Menschen aufbaute, gab auch allen die Mittel, sein Gesetz zu erkennen und zu befolgen. Er sah die Gefahr voraus, die seiner Gemeinde sowohl von Seiten der Feinde seine Kirche, als auch von Seite der falschen Propheten drohte. Darum rät er ihr, sich nicht verleiten zu lassen, befiehlt ihnen, dem Glauben blind ergeben zu sein und ihn zu schützen. [S. 8]
Er mußte ihnen aber auch die Mittel geben, um sie dazu zu befähigen, Irrtum von der Wahrheit zu unterscheiden, um dazu im Stande zu sein, seine Befehle zu befolgen. Das ist sicher, ist unbestreitbar! Und dis Mittel konnte nicht besser, nicht wirksamer sein: es war die Versicherung, daß sein Geist, unfähig zu täuschen und getäuscht zu werden, seiner Kirche als stärkste Stütze erhalten bleiben würde. Demnach kann derjenige, der sich dieser Kirche unterwürft, der ihre Bestimmungen zur Grundlage seines Glaubens macht, versichert sein, daß er der von Jesus Christus geschützten und gestützten Kirche angehört. –
Der Heiland mußte seiner Kirche Zeichen geben, an denen man sie, ohne fürchten zu müssen, sich zu täuschen, erkennen konnte. Und er hat ihr diese Zeichen gegeben, wie ich oben ausführte. Wir finden sie nur in unserer Kirche, wenn wir objektiv prüfen, denn wir sind die Glieder jener Gemeinschaft, die ihren Ursprung dem Sohne Gottes verdankt. –
Wenn all dis Sie auch nicht überzeugen sollte, so können Sie uns doch wenigstens nicht den Vorwurf der geringsten Unklugheit machen, und Sie werden nicht leugnen, daß, selbst wenn die Annahme, wir könnten uns täuschen Giltigkeit haben sollte, (was ich jedoch für unmöglich halte), wir Recht haben, mit dem hl. Augustin auszurufen: „Wenn wir getäuscht worden sind, sind wir durch Gott getäuscht worden. Es liegt kein Fehler unsererseits vor.“
Können Sie sich dessen schmeicheln, mein Herr, in Ihren Grundsätzen ebenso sicher zu sein? Wenn der Heiland am Tage des jüngsten Gerichtes erscheinen wird, um über unsere Handlungen zu richten, können Sie so freimütig sprechen, wie wir, und hätten Sie nicht einige gerechte Vorwürfe zu fürchten? Könnte man Ihnen nicht mit Recht vorwerfen, dass, trotzdem Sie das Beispiel so vieler hochmütiger Menschen, die sich in allen Jahrhunderten von unserer Kirche getrennt haben und die trotz allen ihrer Anstrengungen von der Oberfläche der Erde verschwanden, wie das gewöhnliche Schicksal der Menschen es will, Sie doch glauben konnten, dass die Reformation, die sie erstrebten und die durch ihre Grundsätze, ihre Mittel, ihr Vorgehen allen früheren kirchlichen Reformationen ähnlichen sahen, das Werke eines Gottes sein könne? Wie konnten Sie ernstlich glauben, das das Gefühl einzelner Führer, die durch ihre Leidenschaft verleitet, unter sich selbst nicht einig waren, ewiger hätte sein können, als das Gefühl der ganzen katholischen Kirche, von der sie sich trennten? Haben Sie ernstlich eine Meinung teilen können, die Sie verpflichtete, zu glauben, dass die Kirche für einige Zeit werde verschwinden können, dass ihre Sichtbarkeit hätte vernichtet werden können, dass der Zusammenbruch der Kirche hätte glauben lassen können, das Jesus Christus trotz seines heiligsten Ver- [S. 9] sprechens, seine Gemeinde zu schützen sie doch verlassen hätte. Sehen Sie nicht, dass dieser Glaube nichts als ein Fehlschluss war, dessen sich die Donatisten im 4. Jahrhundert erfolglos bedienten und auf welchem man antworten könnte, wie es ehemals der heilige Augustin getan „O unkluges Wort, das sagt, dass die Kirche nicht sei weil Ihr nicht mehr dazu gehöret! Hütet Euch, dass nicht dieses der Grund sei, dass Ihr nicht mehr dazu gehöret, denn sie wird immer sein, trotzdem Ihr nicht immer sein werdet. Heisst das klug handeln Jesus Christus die weise Vorsicht mit der er sein Reich aufbaute abzustreiten, zu leugnen, dass es ihm gelungen ist ein standhaftes und ewiges Reich zu schaffen, das durch seine innerste Natur dazu befähigt ist allen Schwankungen stand zu halten. Es ist wahr Sie erkennen die heilige Schrift an, aber wer kann Sie davon überzeugen, dass diese heilige Schrift in der langen Reihe von Jahren nicht durch eine der vielen Hände durch die sie gegangen gefälscht worden sei. Wer kann Sie davon überzeugen, dass in den heftigen Kämpfen über die Wahrheit jeder einzelnen Zeile entbrannten gerade Ihre Meinung die richtige sei. Ich sage heisst das nach den Vorschriften der Vernunft handeln dieses Gefühl zu haben einem göttlichen Gesetzgeber gegenüber der allwissend und allmächtig ist heisst das nicht dem Sturz dieser von Gott offenbarten Religion den Weg bahnen? Solchen unsicheren Grundsätzen haben wir es zu verdanken, dass die Unfrömmigkeit in unseren heutigen Tagen unter dem prahlerischen Namen der Philosophie so beängstigende Fortschritte macht. Heisst das klug handeln, wenn ein Mensch sein Heil in die Hände von Männern legt, die niemals ihre Gottgesandtheit beweisen konnten, und in deren Vorgehen sich nichts anderes erweis, als die grösste Gewöhnlichkeit, die selbst oft wechselten in ihren eigenen Grundsätzen deren Lehren oft der gesunden Vernunft widersprachen, die für die Unantastbarkeit ihrer Behauptungen mit nichts anderen einstanden als mit unübertroffenem Eigendünkel, der ihre Anhänger glauben ließe, dass sie über allem stünden, was der katholischen Kirche am heiligsten, am göttlichsten, am weisesten erschien. Konnten Sie in diesen Individuen nicht klar das Bilder jener erkennen, vor denen sich zu hüten die Apostel geraten hatten. Heisst das klug handeln, wenn man glaubt, dass Gott wirklich Befehle gegeben hätte die zu erfüllen es unmöglich ist, die Menschen zur Unfreiheit zu verdammen. Haben diese entsetzlichen Ideen in Ihnen nie den Verdacht eines Irrtums erweckt, den Sie heute oder morgen doch erkennen mussten. Es ist nicht überraschend mein Herr, dass man wenn man ähnlichen Grundsätzen huldigt nur mit Unsicherheit, mit Mutlosigkeit, zu kämpfen hat auf der Suche nach der Wahrheit [S. 10] der Religionen. Das Gegenteil wäre eher überraschend und bei dem Geist den ich Ihnen zutraue ist es mir unverständlich, wieso Sie mir versichern können, nie den geringsten Zweifel gehabt zu haben. Der Himmel gebe mein Herr dass diese Ruhe nicht eher der geistige Tod sei als wirkliche innere Befriedigung. Wenn Menschen, die unwissend, unbefähigt, ungebildet sind sich dieser Ruhe rühmen, so sei das entschuldigt. Aber das ein Mensch von Ihrem Geist, Ihrer Bildung das sei, ist mir unglaubhaft, oder es erscheint fast als gehörte er zu denjenigen, von denen der Prophet gesagt hatte: „Sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nichts.“ Dies ist der bedauernswerteste und unglücklichste Zustand. Ihre Eltern, sagen Sie, hätten Sie in diesen Grundsätzen erzogen, seien in ihnen gestorben, nachdem sie Sie in Ihrer Ueberzeugung bestärkt hätten durch ihre Unterweisungen, ihr Beispiel. Alles das ist richtig, ich gebe es zu, für die Zeit in der Ihre Eltern für Sie gedacht, aber nachdem Sie so weit waren selbst denken zu können hätten viele Tatsachen in Ihnen Ideen erwecken müssen, welche Sie von dem Irrtum befreit hätten. Aber wenn Ihre Beschuldigung berechtigt wäre, welches wäre dann die Berechtigung mit der Sie den Juden, den Heiden oder den Türken zu verdammen wagen. Wird er nicht wie Sie dasselbe Recht haben zu sagen: Meine Eltern die sehr brave und frommen Leute waren haben mich in diesem Glauben erzogen, mich darin bestärkt durch ihre Unterweisungen, durch ihr Beispiel, und durch einen erhebenden Tod. Wenn das Sie vor jedem Vorwurf in Schutz stellt, dann hätte nicht Christus auf dem Kreuz verbluten dürfen, dann wäre seine Fleischwerdung überflüssig gewesen. Sie erwarten in der Stunde Ihres Todes den Trost allein von der Religion. Mein Herr ich lobe diese christliche Auffassung, aber dürfen Sie das in dem Gemütszustand in dem Sie leben, wirklich erwarten, müssten Sie nicht fürchten, dass es zu spät sei und das wenn Ihre Augen sich schliessen Ihr Herz erst recht erfüllt sein wird von Furcht, von Schrecken und von Verzweiflung. Niemand mein Herr wünscht Ihnen mit grösserer Ueberzeugung als ich die Ruhe der Seele. Niemand würde aus ehrlicherem Herzen dazu beitragen wollen, Sie Ihnen zu verschaffen, selbst mein Blut und Leben dabei auf dem Spiel stehen würden. Ueberlegen Sie sich reiflich und denken Sie daran, dass alle menschliche Achtung nichts sind wenn es um den Preis Ihrer Seele geht. Ich kann hier meine Ueberlegungen schliessen, denn welches auch der Eindruck sei, den dieser Brief bei Ihnen hervorbringt ist der Rest doch überflüssig. Und dennoch will ich um Ihnen meine Freundschaft und den innigen Wunsch den ich habe Ihnen zu helfen, zu beweisen, versuchen, trotz meinem grossen Zeitmangel die Musse zu finden, die Zweifel von denen Sie nun sprachen, zu zerstreuen. [S. 11]
Mein Herr! Ich bin eben im Begriff, mich für einige Stunden von der Arbeitsüberhäufung die mein Amt mit sich bringt zu befreien, nehme auch sogleich die Feder in die Hand um die Zweifel zu zerstreuen, von denen Sie sprachen. Ich beschloss meinen ersten Brief in dem ich Ihnen sagte, dass ich jede weitere Ausführung meinerseits für unnötig halte, denn der Weg den wir beide hier einschlagen, wird uns kaum zu einem Ziele führen, wenn wir nicht vorher die angeschnittenen Fragen zu Ende behandeln. Ich sehe uns kämpfen, und es scheint mir, als sähe ich zwei Streitenden zu, die sich noch nicht darüber im Klaren sind, welcher Waffen sie sich für ihren Kampf bedienen sollen. Welchen Ausgang kann man unter solchen Umständen erwarten? Sie wollen keinen anderen Richter als denjenigen, von dem wir sagen und immer sagen werden, dass sein Urteil unzureichend sei. Wir glauben, dass alle Gründe für uns sprechen. Wir achten die heilige Schrift so sehr, wie Sie, wir glauben, dass sie das göttliche Wort sei. Aber nachdem dieses göttliche Buch in der Sprache der Menschen geschrieben ist und nachdem diese Sprache in verschiedenen Sinn zu deuten ist, es jedoch nur einen Sinn geben darf, der der wahrhafte sei, den der heilige Geist für sich beansprucht, können wir uns dieses göttlichen Buches nicht mit Sicherheit bedienen ohne darüber in Zweifel zu sein, welches des richtige Sinn ist, welches die wahre Bedeutung des Wortes Gottes ist.
Ich misstraue jedem vernünftigen Menschen der in diesem Punkt widerspricht; nachdem er eifrig überlegte. Man wird uns immer viele Worte entgegensetzen, aber nie wirkliche Gründe. Bis auf den heutigen Tag wenigsten habe ich noch keinen Fall erlebt der mir bei weitem genügen könnte, diese Behauptung zurückzuziehen. Sie dagegen, mein Herr, beginnen damit, indem Sie mir sagen, dass Sie keine andere Autorität anerkennen, als die der heiligen Schrift und die der Vernunft. Ich aber antworte Ihnen, dass Sie in Ihren Grundsätzen nicht einmal Christ sind. Hören Sie mich an ohne Zorn und prüfen Sie, ob ich Unrecht habe. Die Geheimnisse der heiligen Dreieinigkeit und der Fleischwerdung Christi sind die beiden wichtigsten Punkte der christlichen Religion. Ich glaube darüber ist kein Zweifel möglich. Unter dem Geheimnis der Dreifaltigkeit verstehe ich die Einheit der Natur in drei Personen. Unter dem Geheimnis der Fleischwerdung Jesu verstehe ich die wesentliche und persönliche Einheit von zwei Naturen. Hier stimmen wir noch überein. Nun mein Herr beweisen Sie mir Sicherheit allein aus der heiligen Schrift diese Einheit der Natur in drei Formen und die wesentliche Einheit von zwei Naturen in Jesus Christus (hier kann die Vernunft nicht in Frage kommen, [S. 12] denn diese Wunder sind zu erhaben, als dass die Vernunft sie erfassen könne. Ich weiss, dass Sie mir einen Text aus Johannes anführen werden (Johannes V Vers 7-8) wo er sagt. „Es sind drei die für den Himmel zeugen: Der Vater, das Wort und der heilige Geist; diese drei sind Eins“. Aber hüten Sie sich, denn er fügt dazu, dass es drei seien die für die Erde: Der Geist, das Wasser und das Blut und diese drei seien eins. Hier spricht er nur von einer Einheit (De composition) und wer versichert Sie dessen, dass er ein wenig höher oben nicht von derselben Einheit sprach. Nein mein Herr diese beiden grundlegenden Offenbarungen sind nicht deutlich ausgedrückt durch die Worte der heiligen Schrift. Sie sind gestützt durch die Tradition, durch die Erklärungen der heiligen Väter, durch die Entscheidung der Kirche. Ist es demnach überraschend, dass ein Mensch der diese drei Quellen der Sicherheit verwirft kein Christ sein kann. Verwundern wir uns wenn wir sehen, dass die Menschen die damit beginnen sich im Glauben von der wahren Kirche zu entfernen sich in so viel Sekten zersplittern als es Männer gibt, die genügend ehrgeizig sind um sich zu den Führern dieser Glaubensgemeinschaft aufzuwerfen, wenn wir sehen, dass sich Menschen die das Joch der Kirche abschütteln wollen in soviel Arten von Religionen verlieren als es Länder gibt, als es Gemeinden gibt. Müssen wir uns wundern, wenn wir sehen, dass wenn die Menschen diesen Weg ein schlagen der Gottlosigkeit die Türen geöffnet werden. Der Mensch kennt keine höhere Eitelkeit als die Unabhängigkeit seines Geistes, und soweit er auch nur einen Scheingrund dafür zu haben glaubt dieser Freiheit suchen zu dürfen wird er nicht verfehlen sie für sich in Anspruch zu nehmen. Wenn dieser erste Schritt getan ist scheut er seine weiteren Folgen nicht. Sie sehen mein Herr wieso es möglich ist, dass es heute so viele Proseliten einer falschen Philosophie gibt. Sie sehen warum ein Mensch von Geist sobald er beginnt kein Katholik mehr zu sein (soweit er nämlich im Stande ist zu prüfen was er liest, was er denkt) aufhören muss auch Christ zu sein. Ich schliesse daraus, dass wir nie berechtigt sind uns gegenseitig Vorwürfe zu machen, bevor wir nicht die Scheidewand, die uns trennt, beseitigt haben. Sonst können wir von allen Seiten Biebelstellen anführen, ohne auch nur auf einen Schein von Erfolg hoffen zu dürfen. Dieses ist der Grund der mich annehmen liess, dass wir unsere Streitreden nicht fortsetzen dürfen, bevor wir nicht über die grundlegendsten Begriffe der katholischen Kirche, des christlichen Glaubens im Klaren sind. Jedoch will ich noch einen anderen Grund anführen. Es gibt so viel Bücher, die den Streit zwischen der katholischen und der protestantischen Kirche behandeln und Sie haben sicher viele [S. 13] davon gelesen, dass, wenn Sie sie mit der Ueberlegung gelesen haben mit der sie gelesen werden müssen alle Ursache hätten darin Ihre Befriedigung zu finden. Zwar kann ich mir nicht schmeicheln Ihnen befriedigender antworten zu können als der unvergleichliche Boussuet es getan hat. Trotzdem will ich Ihrem Wunsch Ihre Ausführungen nicht ohne Entgegnung zu lassen in Kürze Genüge zu tun versuchen. Die heilige Schrift selbst zwingt Sie andere Schiedsrichter über den Glauben anzuerkennen und ihre Zuflucht zur Ueberlieferung zu nehmen. Sagt nicht Paulus selbst an verschiedenen Stellen „seid standhaft meine Brüder und haltet euch an die Ueberlieferung die ihr gelernt habt, sei es durch meinen Mund sei es durch meinen Brief.“ „Ich lobe Euch weil Ihr daran festhalten, was ich Euch offenbarte.“ „Hütet den Schatz“ schreibt er an seinem lieben Thimotheus. „Achtet der Worte, die ich Euch im Glauben überlieferte und was Ihr von mir gehört habt, das sollt ihr treue Menschen weiterlehren auf das sie ebenfalls imstande seien, andere Menschen zu unterrichten.“ Dieser Apostel, hauptsächlich dazu bestimmt, uns zu überzeugen, wollte, das wir nicht nur die geschriebene Lehre befolgten, sondern das gesprochene Wort. Und was ist einleichtender, denn wie der heilige Hyeronimus sehr gut sagt: „Wenn die Apostel uns keine heilige Schrift hinterlassen hätten, wären wir dann nicht gezwungen gewesen uns an die Ueberlieferung zu halten, diesen Schatz den sie in die Hände derer legten, denen sie ihre Kirche anvertrauten. So haben auch die heiligen Vater gesprochen, die sich unmittelbar an das Jahrhundert der Apostel anschlossen und die die ihnen später folgten. Müsten wir nun nicht fürchten, dass das hiesse, die Gläubigkeit der Anhänger unserer Kirche auf eine harte Probe zu stellen, sie zu zwingen all die Märchen, die von Mund zu Mund gingen als rein religiöse Wahrheit anerkennen zu müssen? In der Zeit des heiligen Augustin wandten die Donatisten daselbe ein wie Sie es jetzt tun und der heilige Augustin antworte ihnen: „Die Kirche versteht unter der apostolischen Ueberlieferung nur das, was sie immer und ewig für heilig hielt und dessen Beginn auf kein Konzil zurückreicht.“ Ganz kurz will im Anschluss daran bemerken, dass Sie nicht anderes sprechen als all diejenigen, die sich im Laufe der Jahre von unserer Kirche trennten. Alle ohne Ausnahme haben hartnäckig die heilige Schrift für sich gefordert, alle haben allein sie als höchsten Schiedsrichter in religiösen Streitfragen anerkennen wollen. Alle glaubten in ihr ihre Meinung bestätigt zu finden. Alle haben die Tradition verworfen, alle haben sich derselben Argumente bedient und die Autorität der [S. 14] Päpste, der Konzile zu untergraben. Man braucht nur die Zeiten zu wechseln und man müsste sagen, dass einer den anderen nachgeahmt hätte und allen hat die Kirche geantwortet wie ich Ihnen heute antworte. Die heilige Schrift als solche ist nicht klar genug geschrieben, denn sie ist in so und so vielen Sprachen geschrieben worden, und diese Uebersetzungen sind von Menschen und nicht vom heiligen Geist gemacht worden. Und darum allein genügt sie nicht, ist nicht ausschlaggebend ohne die Stütze die ihr die Ueberlieferung und die heilige Kirche gewähren. Um mich Ihnen verständlicher zu machen will ich unter tausenden eine Bibelstelle hervorheben. Der heilige Paulus sagt: „Derjenige der euch etwas anderes verkündet als ihr es vernommen habt, der soll ausgestossen sein“. Viele Ihrer Gelehrten bemühen sich dieser Bibelstelle den Sinn zuzuschreiben, als habe der Apostel mit diesen Worten aller Tradition die Wurtel abschneiden wollen. Die Katholiken aber sagen, dieses Wort anders bedeutet soviel, als gegenteilig und man brauche nur das ganze betreffende Kapitel zu lesen um überzeugt zu werden, dass der Apostel verhüten wollte, dass falsche Glaubensgrundsätze in das Evangelium aufgenommen werden sollten das heisst also andere Glaubensgrundsätze als er sie verkündet habe. Für was soll man sich also entscheiden. Das griechische Wort dara des en sich der Apostel so oft bedient bedeutet zugleicherzeit anders und gegen. Wir haben also in diesem und in tausend anderen strittigen Fragen die Freude, feststellen zu können dass die heilige Schrift allein nicht genügt um diese Einigkeit unter den Anhängern Jesu Christi zu sichern, die er erstrebte und von der er wünschte dass sie das Zeichen sei seiner Kirche.
Nun mein Herr, welche Inkonsequenz in Ihren Grundsätzen. Einerseits verwerfen Sie alles was Sie nicht klar genug finden in der heiligen Schrift und andererseits heben sie die Punkte als die wichtigsten hervor, die am unentschiedensten sind. Warum taufen Sie die Kinder und warum geben Sie ihnen nicht (la sainte cêne[2]). Warum sprechen Sie während der Taufe die Formel aus und warum glauben Sie nicht eher, dass die Absicht Sie im Namen der heiligen Dreifaltigkeit zu taufen genüge? Sehen Sie die Taufe nicht für rechtsgiltig an, wo diese Formel nicht nachdrücklich ausgesprochen wird? Und welches ist der Grund dafür, dass Sie sich dennoch in diesem Punkt nicht durch die heilige Schrift überzeugen lassen wollen. Verzeihen Sie wenn ich diese Frage sehr offen behandle, aber der Geist des Irrtums ist nicht konsequent: Man erkennt die Ueberlieferungen die unwesentlich erscheinen an, und verwirft jene, die aus dem Irrtum den man sich hingegeben hat, retten könnten. Das ist so gewesen sein Uranfang bis an unsere Tage und das wird solange bleiben, als man sich dem Geist [S. 15] des Zweifels und der Unsicherheit überantworten wird. Sie wollen die menschliche Vernunft entscheiden lassen in Fragen des Glaubens. Welch grosser Irrtum. Derjenige mein Herr, der seinen Glauben mit Hilfe seines Verstandes messen will, wird niemals ein Christ sein. Wir geben alle zu dass wir nichts glauben können, was der klaren Vernunft direkt entgegen steht, nachdem es ja nur eine und eine unteilbare Wahrheit gibt. Aber wir sind dennoch überzeugt davon, dass die Wunder des Glaubens zu hoch über unserer Vernunft stehen, als dass wir sie die Führerin sein lassen könnten in Glaubensangelegenheiten. Vergeblich mein Herr werden Sie sich bemühen, in der katholische Kirche einen Glaubensgrundsatz zu finden, der der Vernunft widerspricht. Prüfen Sie ob unsere Antworten in diesem Punkt jemals anderer Natur sind, als Sie sie geben würden, wenn ein falscher Philosoph einen Punkt Ihrer Lehrsätze angreifen würde.
Sie können die Päpste, die Kirchengeschichte, nicht anerkennen, weil, wie Sie sagen, so viel Wahrscheinlichkeit man auch als Beweis für seine Behauptung ziehen könne, man doch nie ganz ruhig sein könne und doch nie ganz sicher, wenn man sich überlegte, wie viele Veränderungen, wie vielen Schwankungen diese Dokumente ausgesetzt gewesen sind durch die Zeit, die Leidenschaften und die verschiedenen Interessen derer, die sie niederschrieben. Ich bitte Sie ist das nicht die Sprache eines Menschen, der sich mit Gewalt die Augen verschliesst, die Ohren zuhält, damit er nicht sehe und damit er nicht höre. Sehen sie denn nicht, dass das Argumente sind, die mich am ehesten dazu berechtigen könnten in derselben Art die Unfehlbarkeit Ihrer heiligen Schrift anzugreifen. Wer versichert Sie denn dessen, dass dieses göttliche Buch nicht ähnlichem ausgesetzt gewesen sei. Wieviel Menschen könnten nicht versucht haben auf diese Weise eine Stütze zu haben für ihren Glaubensirrtum, wieviel Menschen muss daran gelegen gewesen sein, dieses Buch in ihrem Sinne sprechen zu lassen. Wir lesen dieses Buch nicht in seinem Original, denn es ist geschrieben in Sprachen, die tot sind. Und wir, besonders wir, die wir nicht imstande sind sie in der alten Fassung wieder herzustellen, wir überantworten uns unserer Kirche, die unser Heiland zur Besitzerin eines so kostbaren Schatzes gemacht hat. Wir haben unsere Fassung und Sie haben Ihre Fassung von der Sie behaupten, dass Sie sie aus dem Urtext genau übertagen hätten, sie wollen, dass man Ihren Worten Glauben schenke aber Sie haben an den Akten gearbeitet bevor der Prozess begonnen hatte, welche Gründe, um an der Richtigkeit Ihrer Fassung zu zweifeln. Darf es Sie übe- [S. 16] raschen, wenn Sie irre gehen, indem Sie Ihr religiöses Gebäude auf einen so unsicheren Grundstein errichten und wenn Sie das, was Sie allein vor Irrtum schützen könnte, verwerfen. Verzeihen Sie mein Herr, wen ich mich so oft wiederhole, aber dies ist der Punkt über den wir uns einigen müssten, er ist entscheidend in unserer Meinungsverschiedenheit und das allein zwingt mich noch einmal darauf zurückzukommen.
Nach dieser Einleitung gelangen Sie zu einem bestimmten Punkt unserer Streitfrage, nämlich zum Wunder des heiligen Abendmahles. Es ist entschieden der erhabendste aber nicht der schwierigste Punkt unserer Religion. Wir stimmen überein in der Annahme, dass Jesu wirkliche Gegenwart in der Eucharistie nicht in Frage zu stellen sei. Aber Sie sagen, dass Wein und Brot stofflich sich nicht verändern, die Katholiken bestreiten das. Die Katholiken glauben, dass Jesus Christus indem er das Sakrament des heiligen Abendmahles schuf indem er sagte: „dieses ist mein Leib und dieses ist mein Blut“ dieses in einem natürlichen Sinne meinte, Sie jedoch behaupten, dass er bildlich gesprochen habe. Das Fürwort dieses ist hinweisend und bezeichnet einen Gegenstand, der sichtbar da ist. Jesus Christus hat gesagt, dass das, was er hielt und was er bezeichnen wollte, sein Körper sei. Ihrer Meinung nach hätte er gesagt, dass etwas seinem Körper verwandtes oder seinen Körper enthaltendes sei, was ein Bild ist, ein Symbol, was aber alles andere ist als der natürliche Sinn seines Ausspruches. Wir glauben jedoch mit Recht sagen zu können, dass es sich hier nicht um ein Bild und nicht um ein Symbol handeln kann. Denn unser Heiland hat nicht bildlich gesprochen ausser in solchen Fällen, wo er uns darauf vorbereitete. Nie aber hätte er es unterlassen uns den wahren Sinn seines Ausspruches klar zu machen. Man müsste nie das neue Testament gelesen haben um an dieser Tatsache zweifeln zu können. Hier aber kündigt uns nichts ein Bild an. Sollte er es also in der wichtigsten Handlung eine Vorsicht ausgelassen haben, die in weniger bedeutenden Fällen anzuwenden pflegte. Wenn wir an die Zeit und an die Begleitumstände dieses wichtigen Geschehnisses denken, werden wir uns davon überzeugen, dass jede Unklarheit, jede Unsicherheit hier nicht gut möglich sei. Es war am Vortage seines Leidenstages wo unser Gesetzgeber nach seinen eigenen Worten sein Testament machte, dessen Worte niemals einfacher und natürlicher sein können. Getrennt von den Pharisäern, die alle seine Aeusserungen in einem für Jesu nachteiligen Sinne deuteten, hat er sich mit seinen Schülern angeschlossen, um ihnen seine tiefsten Gedanken mitzuteilen. Seine ganze Rede atmet Vertrauen, er gibt ihnen ein sicheres und ewiges Pfand seiner Liebe. Diese Umstände allein schliessen jeden [S. 17] bildlichen Ausdruck aus. Halten Sie das für einwandfrei ihm solche Ausdrücke unterzuschieben, die sich nie verwirklichen könnten als durch gewaltsame und gezwungene Auslegung. Denn um nicht einmal davon zu sprechen, dass im Griechischen das Geschlecht des hinweisenden Fürwortes beweist, dass sich seine Worte nicht auf Wein und auf Brot, sondern nur auf Körper und Blut Jesu Christi beziehen, stimmt es schon dem Sinn nach nicht, dass der bezeichnete Gegenstand diese enthalte, mit ihnen verbunden sei, sondern es ist unbedingt notwendig, dass sie mit ihm identisch, ein und derselbe Stoff seien. Sie werden mir vergeblich einwenden, dass man sehr richtig sagt, das rote Eisen sei das Feuer. Jesus Christus sei Gott, dass ein Gefäss Flüssigkeit sei, die es enthält. Ich werde Ihnen immer antworten, dass damit die erste Behauptung richtig sei, es notwendig ist, dass die kleinsten Teilchen so sehr die Person des Eisens durchdrungen hätten, dass man nichts zu sehen bekäme als das Feuer, und dass das Eisen verschwunden sei, dass also das, was uns gegenständlich noch sichtbar sei, das Feuer sei. Die zweite Hypothese bewahrheitet sich, das man nichts erkennt, als die Person, da man nichts beschreiben kann, als die Person und das die Person in Jesus Christus wirklich göttlich ist. Die dritte Behauptung ist ebenfalls wahr, weil die Beschaffenheit und der Gebrauch des Gefässes darauf hinweist, Flüssigkeit zu enthalten, und die Gewohnheit hat es dahin gebracht, dass man das Gefäss dafür hält, was es enthält. Aber in welcher Sprache, in welchem Jahrhundert wäre das Brot jemals gemacht worden, um einen lebenden Körper zu enthalten oder darzustellen. Aber, sagen Sie, in den Bibelstellen die Sie aus den Kapiteln des heiligen Paulus anführen, der Apostel spreche noch von Brot nach der Weihe. Wir Katholiken antworten darauf, dass der Grund hiefür der ist, dass der Stoff sich äusserlich nicht verändern kann. Der heilige Paulus konnte sehr gut das, was unsere Sinne uns als Brot erkennen liessen, als den geheiligten Leib Jesu Christi bezeichnen. Achten Sie darauf, dass wenn der Apostel von Brot spricht vor der heiligen Weihe er von Brot im allgemeinen spricht, dass er seine Bedeutung nach der Weihe jedoch durch ein hinweisenden Fürwort beschränkt und bestimmt. Unsere Sinne also sprechen von Brot, das was sie erkennen ist wirklich der Leib Jesu Christi. Ich will Ihnen in folgendem beweisen, welches der wahre Sinn der Worte des Apostels sein kann. Paulus sagt, dass derjenige, der als Unwürdiger Brot esse, seine Verdammung ässe. Kann diese Behauptung in einem anderen Sinne Wahrheit enthalten, als in dem angedeuteten, kann man als Unwürdiger überhaupt Brot essen und kann man [S. 18] essend seine Verdammung erkennen. Es ist also der Zusammensetzung, dem Stoff nach nicht Brot, dieses ist es nur der Form nach, wovon der Apostel nach der Weihe spricht. Wenn diese Ausführungen Ihnen nicht genügen, so stellen Sie sich doch vor, dass ein Calvinist Sie anklagte und Ihnen sagte, der Apostel spräche von Brot nach der Weihe und es sei doch nicht Brot, es sei vielmehr das Bild des Körpers Jesu Christi und nachdem Sie zugeben, dass Jesus Christus bildlich gesprochen habe, bei der Einsetzung geben Sie doch zu, dass er uns nur eine Forme seines Körpers gegeben hat, was mir jedoch noch weniger einleuchtend erscheint als diese Einheit des Brotes mit seinem Körper welche sie aufrecht erhalten. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie sich mit guter Form aus dieser Affäre ziehen würden. Was ich sicher weiss ist, dass seine Beweisführung uns nicht so viel Pein bereiten würde als Ihre Einwände. Ich will Ihnen aufrichtig gestehen, dass es mir nicht recht klar ist, dass Sie Ihre Einwände mit soviel Sicherheit stützen wollen durch eine Stelle aus den Schriften des heiligen Paulus, wo dieser Apostel sagt, dass in dem Brot und dass in dem Kelch die Verbindung und die Vereinigung des Körpers und des Blutes zu sehen sei. Diese Einheit, sagen Sie, wäre nur möglich, wenn von mehreren Gegenständen die Rede sein könne. Sie scheinen also anzunehmen, dass St. Paulus damit sagen will, dass das Brot dem Körper und dass der Kelch dem Blute Jesu Christi gleichzusetzen sei. Wir Katholiken jedoch behaupten, Paulus sage, dass wenn wir kommunizierten, Jesus Christus uns seinen Körper und sein Blut vermittle. Lesen Sie dies Kapitel mit Ueberlegung durch und Sie werden sehen, dass der Apostel hier von einer Vermittlung und einem einander Teilhaftigwerden der Personen und nicht der Gegenstände unter sich spricht, denn in dem folgenden Vers führt er aus, dass wir, die wir von demselben Brot geniessen, ein Körper werden. Aber die heilige Schrift sagt nicht ausdrücklich, dass die Transubstantiation stattfindet. Ich antworte Ihnen wie ehemals der heilige Atanasius den Arianern antwortete, welche behaupteten, dass das Wort der Konsubstantiation ein neues und der heiligen Schrift noch unbekanntes Wort sei. Beschwerden Sie sich über den neuen Namen, oder verwerfen Sie die Sache selbst, die dieser neue Name bezeichnet? Es ist ein altes Dogma, dass man mit diesem neuen Ausdruck bezeichnete und es ist nicht eine neue Wahrheit, die man damit schaffen wollte, denn obgleich in der heiligen Schrift man diesem Namen nicht begegnet, findet man doch den Gedanken darin. Jesus Christus sagt in der heiligen Schrift, indem er das Brot brach und den Wein trank „Dieses ist mein Leib und dieses in mein Blut“. Wir wissen, dass unser Heiland [S. 19] nicht täuschen und nicht getäuscht werden kann. Und nachdem wir wissen, dass, was er sagt, auch wahr sein muss, könnte sich diese Wahrheit nicht erfüllen, wenn Brot und Wein durch die Kraft der Weihe nicht verwandelt werden könnten in Fleisch und Blut. In diesen Worten also ist das Dogma der Transubstantiation begründet. Wir glauben fest daran, wir bewundern seine Allmacht und wir wissen, dass derjenige, der imstande ist die Welt aus nichts zu schaffen und der die Kraft hatte auf der Hochzeit von Galiläa Wasser in Wein zu verwandeln, auch die Kraft haben wird, das Brot in seinen Leib und den Wein in sein Blut zu verwandeln. Dieses ist die heilige Ueberzeugung gewesen der ganzen Kirche seit der Zeit der Apostel. Der heilige Justinian, der heilige Hyeronimus und Tertulian sagen es offen, und der heilige Cyrius, welcher zu Beginn des IV Jahrhunderts lebte sagte: „Er hat die Macht gehabt, Wasser in Wein zu verwandeln, wie sollte er es nicht verdienen, dass man ihm die Macht zutraut, Wein in Blut zu verwandeln“ Was ist klarer als dies. Ich könnte Ihnen ein ganzes Verzeichnis von Päpsten anführen, die alle dieselbe Wahrheit gelehrt haben und ich traue mir zu, Ihnen zu beweisen, dass die Päpste, die Sie für sich anführen, nie etwas gesagt haben, was Ihrer Ueberzeugung näher stünde. Sie gehen von hier über auf die Kommunion unter den zwei Formen, und Sie glauben hier die katholische Kirche eines Fehlers bezichtigen zu dürfen. Sie glauben, dass Ihre Dogmen einen dem Willen des Heilands entgegengesetzten Sinn enthielten. Wir wollen diese Hypothese auf ihre Richtigkeit hin prüfen. Es ist unbestreitbar, darüber wollen wir uns von Beginn an klar sein, dass die allgemeine Kirche zu Beginn ihres Bestehens keine bestimmten Vorschriften hatte über diesen Punkt, sondern dass sie es jeder einzelnen Kirche überlies diese Frage nach eigenem Gutdünken zu regeln. Es gab Kirchen wo man unter beiderlei Gestalt kommunierte, es gab solche, wo man es nicht immer tat, es gab solche, wo dieser Brauch nie aufgekommen zu sein scheint. Das ist nur zu Beginn den V. Jahrhunderts so, als zwei Bischöfe besonders Petrus von Dresden und Jakobus von Meissen (Misnie) behaupteten, dass man dem Willen Jesu Christi nicht Genüge täte und dass man ihn nicht ganz empfange, wenn man das Abendmahl nicht unter beiderlei Gestalt einnehme, (sodass die Kirche verbot den Brauch des Kelches wieder einzuführen, Text: que 18‘ eglise a defendu de lais er retablir l‘usage du calice). Die allgemeine Kirche hat, indem sie es der Bestimmung der einzelnen Kirchen überliess das Abendmahl unter einer oder zwei Gestalten ihren Gläubigen vorzuschreiben, nur im Sinne der heiligen Schrift gehandelt welcher gleicherweise spricht von der Einnahme des heiligen Abendmahls in der [S. 20] einen oder anderen der erwähnten Formen, sodass man durchaus nicht behaupten kann, dass sie das heilige Abendmahl in zwei Gestalten zu geniessen vorgeschrieben hätte.
„Wer mich geniesst wird für mich leben“, wer also vom Brote isst, empfängt Jesus Christus. „Ich bin das lebende Brot“ sagt Jesus Christus, das vom Himmel gestiegen ist. Ein wenig später sagt er, Es ist das Brot das vom Himmel gestiegen ist und in demselben Kapitel des Johannes, das dazu geschrieben scheint, um uns die Geheimnisse der Lehre zu offenbaren finde ich noch die Stelle: Wer von diesem Brot essen wird, wird ewig leben, oder: Wenn jemand von diesem Brot gegessen haben wird, wird er ewig leben und schliesslich: Wenn jemand von dem vom Himmel gestiegenen Brot essen wird, wird er niemals sterben. In allen diesen Texten spricht man von einer Form. In anderen Texten erwähnt man es auch. Was folgt anders daraus wenn nicht wie die Kirche richtigerweise geglaubt hat die beiden Abendmahlsformen einzunehmen seien. In folgendem noch, was dieses Urteil rechtfertigt. Das Abendmahl ist vorbedeutet worden durch alle Opferungen im alten Testament. Jesus Christus hat es eingeführt um zu erfüllen was das Wort des alten Testamentes voraussagte. Aber man ass auch damals nur das Fleisch des geopferten (Tieres) alle Bilder die hier verwendet werden beziehen sich auf die Nahrung. (Mahlzeit) Der Baum des Lebens, das Pfingstlamm, das Himmelsbrot. An zweiter Stelle steht was noch zutreffender ist. Das heilige Abendmahl ist vollständig in der einen Gestalt, es ist tatsächlich vom Körper des Gottesssohnes die Rede. Dieser Körper stirbt, wie Jesus selbst sagt, nach der Auferstehung nicht mehr, dieser Körper ist also lebend, lebend die Seele und lebend das Blut. Die Bedeutung des Sakramentes kann nicht in Zweifel gesetzt werden, sei es, dass man es als geistige Nahrung, sei es, dass man es als das Zeichen der Vereinigung der Mitglieder der christlichen Gemeinde unter sich und mit ihrem Erlöser auffasst. Aber, sagen Sie, Jesus Christus fordert, dass alle von dem Kelch trinken sollen. Wir glauben das nicht. Sie führen für Ihre Behauptung drei Bibelstellen an. Ich will sie überprüfen. Die erste befindet sich Matthäus 24 Vers 26. „Trinket alle daraus“, aber zu wem spricht er. Spricht er zu denjenigen die mit ihm an einer Tafel sitzen, spricht er zu denen, die er seinen Nachfolgern und Schützern des christlichen Glaubens ernannt hat, spricht er zu denen, die wie die heiligen Väter es bezeugen zu Päpsten von ihm eingesetzt worden waren. Ob er es darum zu allen seinen Getreuen sagt, das ist noch zu beweisen. Wir werden sehen, dass wenigsten die erste Kirche das nicht geglaubt hat. Achten Sie darauf was der [S. 21] Apostel Lukas sagt nach der Brechung des Brotes. „Solches tut zu meinem Gedächtnis“ Worte die er nicht wiederholt, nachdem er vom Wein getrunken. Der heilige Paulus aber, der uns die Einsetzung des heiligen Abendmahles wiedergibt, hat diese Worte noch viel weniger wiederholt, aber er fügt dazu „jedesmal, wenn ihr trinket“. Dies ist eine Beschränkung welche sich auf den Genus des Brotes nicht bezieht. Die folgende Stelle nehmen Sie aus dem Evangelium des Johannes: Wenn ihr von dem Fleische des Gottessohnes gegessen und von seinem Blut getrunken haben werdet, werdet ihr das Leben nicht haben“. An fünf anderen Stellen dieses Kapitels welches wir schon einmahl anführten, wird die geistige Wirkung (Lebenserneuerung) nur dem Brote zugeschrieben. So kann man also nachdem man weiss, das die Wahrheit sich nie widerspricht, im Text sehen, dass der angeführte Text keine bestimmte Form des Abendmahles, sondern überhaupt das Abendmahl selbst verlangt, das Jesus Christus an dem Genus des heiligen Abendmahles den Empfang des ewigen Lebens bindet. Der dritte Bibeltext ist dem Apostel Paulus entnommen und beweist erst recht nichts, er spricht blos von der Einsetzung des heiligen. Abendmahles; zwar spricht er von der Einnahme des Abendmahles in beiderlei Gestalt, man kann aber daraus nicht schliessen, dass dieses die vorgeschriebene Form gewesen sein müsse. Aus alldem können wir nur schliessen dass die katholische Kirche diesen Punkt nicht als einen unentschiedenen ansehen konnte. Besonders nachdem wir wahrnehmen, dass Jesus Christus selbst darin das Beispiel gegeben hat. Er hat die Augen der Schüler welche nach Emaus zum Abendmahl gingen geöffnet, er hat ihnen es jedoch nur in der Form des Brotes gegeben. Die Apostel sprechen in ihren Schriften in denen sie von dem wachsenden Kirche erzählen, dass die Anhänger Jesu standhaft bleiben in der Lehre der Apostel von der Brechung des Brotes und in den Gebeten finden wir vom Kelch kein Wort. Dieses hat die Nachfolger der Apostel dazu ermächtigt diesen Punkt in ihrer Kirche nach ihrem eigenen Gutdünken zu regeln, denn man hat mehr als einmal unwiderredlich bewiesen, dass der Genus des heiligen Abendmahles in der einen Gestalt zu allen Zeiten im Brauch war. Es ist sicher, dass die ersten Christen in der Zeit der schrecklichsten Verfolgungen das Abendmahl mit sich in ihre Häuser nahmen um es nach Schluss ihrer Mahlzeiten zu geniessen, um sich auf diese Art für die entsetzlichen Gefahren und für die Marterqualen, die sie erwarteten würdig vorzubereiten. Es ist erwiesen, das es sich auch hier nur um die Einnahme des Abendmahles in einer Gestalt handelt. Es ist sicher, das man sehr oft auch den Schwerkranken das Abendmahl nur unter der Gestalt des Brotes reichte und dies ist es was man die communicatio aegrotorum nannte. Dagegen ist [S. 22] es sich, das man auch Kindern einigemale das Abendmahl reichte, dieses jedoch nur in Form des Weines. Daraus ist klar ersichtlich, das man in der allgemeinen Kirche noch keine bestimmte Vorschrift hatte für die Form des Abendmahles, nachdem man diese Vorschrift nicht hätte umgehen dürfen. Soweit jemand die Kirchengeschichte gelesen hat wird er wissen, dass in den Tagen der Poenitenz sogar der Priester nur in Form des Brotes kommunizierte. Eine Zeremonie, die man als communio prosanctificantorum bezeichnete und die sich noch in der griechischen Kirche teilweise in Brauch erhalten hat ebenso in der lateinischen Kirche aber nur am Karfreitag. Man findet in den ältesten Canons, das die Diakonen und die Priester nachdem sie ein Vergehen sich hatten zu Schulden kommen lassen, das sie verdamt waren, wie die Laien zu kommunizieren (communio laicanis) daraus ergibt sich, das es einen Unterschied gegeben haben muss, in der Art wie die Geistlichen und die Laien kommunizierten. Die Nazarener die sich zur Zeit der Apostel im Verbande der Kirche befanden tranken niemals vom Wein und waren doch der Offenbarung Jesu Christi teilhaftig. Die heiligen Väter beklagten sich darüber, das die Manichäer sich dem heiligen Tisch näherten, denn ihr Glaube verbot ihnen den Genuss des Weines. Alle diese Umstände hier überzeugen uns davon, das der Genuss des Kelches weder allgemein noch konstant, noch vorgeschrieben gewesen sein kann. Noch ein ganz klarer Grund muss uns glauben lasen, dass wir mit dieser Annahme keinen Fehltritt begehen, Jesus Christus nämlich hat uns nie zu Handlungen verpflichtet, die er als unmöglich zu erfüllen angesehen hätte, aber er wollte dennoch das sein Evangelium Anerkennung und Verbreitung fände, denn wieviel Länder gibt es nicht wo es fast unmöglich ist den Wein für eine grosse Gemeinde zu beschaffen, wieviel Menschen gibt es nicht, die vor dem Wein einen natürlichen Abscheu empfinden und der sie hindern würde sich dem heiligen Tisch zu nähern, dem einziges Heilsmittel. Ähnliche Schwierigkeiten, die den allgemeinen Genus des Weins unmöglich machen zwangen die Führer der Kirche diesen Brauch abzuschaffen, dies ist in einzelnen Kirchen geschehen und die Hauptkirche liess es zu. Trotzdem hat das Konzil von Konstanz nicht durch einen allgemein giltigen Beschluss den Gebrauch des Kelches verboten, aber wo das schon geschehen war, sollte er nicht wieder eingeführt werden, den zu allen Gründen, die ich bisher anführte, kommt noch der Irrtum hinzu, den diejenigen begingen, welche glaubten, dass das Abendmahl in beiderlei Gestalt unumgänglich sei für den vollen Genus des Sakramentes, ein Irrtum welchen die Kirche nicht [S. 23] gründlicher aus der Welt schaffen konnte als durch den erwähnten Erlass. Ich könnte Ihnen eine ganze Reihe von Päpsten anführen welche dieselbe Annahme bestätigen würden. Ich könnte Ihnen diejenigen anführen, die Sie für die Aufrechterhaltung Ihrer Beweise in Anspruch nehmen, könnte Ihnen auf die Art beweisen, dass soweit man Ihre Worte eingehend prüfen will, ganz unserer Meinung sind. Aber wozu würde das führen. Zu einer unnötigen Anhäufung von Schrift- und Beweismaterial. Es gibt keinen der das in der Streitfrage zwischen der katholischen und protestantischen Kirche nicht schon vor mir getan hätte. Verdoppeln Sie, verdreifachen Sie Ihre Einwände soweit Sie wollen, ich werde keinen Augenblick zögern in der Anführung von Gegenbeweisen, von Gegengründen mit Autoritäten mit denen ich die schlagen könnte. Das könnten wir tun, aber wie ich schon sagte dürfen wir uns nicht Vorwürfe machen, bevor wir uns nicht im Klaren sind über den Schiedsrichter in unserem Streite. Die Akten liegen bereit, es handelt sich nur darum den Prozess zu entscheiden. Uns aber fehlt der Richter. Prüfen Sie, ob wir so sehr Unrecht hätten, denjenigen zurückzuzweisen, den Sie erwählten und ob Sie den wirklich zurückzuweisen hätten, den wir anriefen. Seit Beginn des Christentumes ist jeder Zwiespalt dieser Art entschieden worden so wie wir es erstreben. Untersuchen Sie doch worin die Falschheit Ihrer Urteile liegt, was hält Sie davon zurück. Sehen Sie denn nicht, dass der Irrtum auf Seiten derer liegt, die sich uns entgegensetzen. Warum diese Streitreden gegen die Mönche, gegen die Missbräuche, in welchen Bezug steht das zu unseren Verhandlungen. Sehen Sie doch, was die Kirche sagt, was die Kirche entscheidet, was die Kirche befiehlt, beweisen Sie mir, dass dasjenige was Sie entscheidet, was sie beschliesst, in ienem Sinne geschieht, der dem des Evangeliums entgegengesetzt wäre, der Lehre unseres erhabenen Meisters in einem Punkte widerspricht? Doch nein, man liebt es vielmehr seine Dispute unklar zu gestalten und zu verwirren. Das man, um seine eigene Verdammung nicht zu empfinden, Fragen hineinzieht die nicht hin gehören. Dieselben Leidenschaften, die das Schisma verursachten, folgen darauf: falsche Wissenschaften, falsch verstandene Philosophie viel Vorurteil und Eigendünkel. Gott soll mich davor behüten, Sie alldessen zu beschuldigen, ich sehe in Ihnen eher einen Unvoreingenommenen als einen hartnäckigen Menschen, ich sage nur, dass diese Leidenschaften die Ursache sind aller religiösen Irrtümer und Fehltritte. Denn es ist doch nicht möglich der ein Mensch, der sich von dem Geiste unseres Herrn lossagte, sich nicht auch zugleich von seiner Lehre trennt indem er die Vorsichtsmassregeln zu erfüllen versäumt, die er überlegt angegeben.
[1] Folgt frei gelassener Platz für ein (unleserliches?) Wort.
[2] Über Zeile: das hl. Abendmahl?
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Empfohlene Zitierweise:
Quellen zur Geschichte Samuels von Brukenthal. Aus dem Nachlass von Georg Adolf Schuller, hg. von Konrad Gündisch und Jonas Schwiertz, 2022.
URL: https://siebenbuergen-institut.de/1770-0-0-2 (Stand: 27. März 2022).
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