1761, April 14, Mühlbach. Bericht des Oberkapitäns von Luchsenstein an den Kommandierenden General von Buccow über seine Mission beim orthodoxen Priester Sofronie.
Seite 8-10 eines Konvoluts von Schriftstücken, gerichtet an den Kommandierenden General von Buccow über den Aufruhr des griechisch-orthodoxen Priesters Sofronie. Es handelt sich um Kopien, die von Buccow zum eigenen Gebrauch anfertigen ließ.
Datierung nach julianischem Kalender: 3. April 1761; nach gregorianischem Kalender: 14. April 1761.
[S. 8]
1761 3ten April Sv.
Copia Eines v. d. Ob. Cap. v. Luchstenstein, an mich C. G. Frh. v. Buccow eingeschickten
Schreibens ddo Müllenbach d. 17ten April 1761[1].
Zu unterthänigst gehorsamster Befolgung Euer Excell. gnädigsten Befehls vom 13ten dieses begabe mich mehrmahlen gegen Zalathna. Unterwegs zwischen denen Dörffern Metesd und Pojana entdeckte rechter Hand in der Gebürg-Strassen 4 reithende Persohnen, worunter den Sophroni vermuthete. ich schickte alsogleich qwerüber, um ihnen nazubiegen, wobey befunden wurde daß es 3 Popen und ein Bauer von Diod in Albenser Comitat ohnweit drey Kirchen seyen. Diese waren in dem Dorff Preszaka bey dem Sophroni gewesen, und ietzo in dem Heimweg begriffen, begaben sich aber eilends zu mir, wobey sich äußerte daß der eine ein Protopop von dem Dorff Diod, Wallachisch Sztrembz, der Bauer aber von denjenien Deputirten sey, welche ohnlängst bey Euer Excell in HErrmannstadt sich eingefunden hätten. Diejenige gnädigste Bezeigungen, so dieser bey sothane Audientz genossen hatte, conformirten sich mit dem, was ich ihnen von meinem Vorhaben eröfnete. Sie zeigeten mir an, daß der Sophroni willens gewesen, nacher Trimpöele oberhalb Zalathna zu gehen, und wenn, wie sie nicht zweifelten, die Umständt einem Vertrag gemäß wären, so wären sie bereit, mit mir zurück zu kehren, und dem Sophroni, wenn er auch nicht wollte, oder durch die Gebürgs Inwohner verhindert werden sollte, zu der schleinigen Abreiß zu Euer Excell. anzuhallten; zu welchem Ende sie wircklichen mit mir Freyden voll zurückkehrten, und ich hieraus ein günstiges Omen in diesem Geschäffte zu reussiren, machte wiewohl der Erfolg mißlicher, als bißher jemahlen gewesen. Nachdeme wir in Zalathna angelanget, so vernahmen wir, daß der Sophroni Nachmittags um 3 Uhr ohne vom Pferd zu steigen, in dem Thal aufwärts vermutlich gegen Trimpöele geritten. Einer besagter meiner Fremder Begleiter entschlosse sich selbsten denselben aufzusuchen, welches Abends um 8 Uhr war. ich begabe mich zu dem Hn Ober-Gold-Einlöser v. Neumann, überlieferte in Gegenwarth des H. v. Eder die beygeschlossene Ordre Ser Excell. Hn Thesaurain, s. [S. 9] und recommendirte die Beförderung des Geschäffts aufs beste. Lezterer entschuldigte sich mit dem innerhalb 2. Tagen vorzunehmenden Wienzcer Reyse, und ersterer äusserte sich dahin, daß eine solche Ordre wohl eine vorherige Remonstration bey der hohen Instantz erfordere, bevor solche befolget werden könnte. Ich replicirte, daß ein subordinirter schuldig sey, den Befehl seiner Obern ohne Wiederrede zu befolgen, und dieses veranlassete einen scharffen Wortwechsel, daß wir biß zum Zanken an einander kamen. Der zu dieser Unterredung beruffene H. Ober-Berg Meister v. Kayling entschuldigte sich wegen seines heftigen Cathar. Ich verfügte mich dahero selbsten dahin mit erwehnter Ordre, fande aber denselben so raisonable daß er ohne Wiederrede die verlangte Caution seinerseits zu stellen sich erbothe; wie denn dieser auch zu der bißherigen Beruhigung dieser Gebürgs-Leüthe das mehreste zugetragen haben solle. Mit dieser Äusserung begabe mich wieder zu den Hn v. Neümann, so Abends gegen 10 Uhr war. Mittlerweile hatte sich ein ziemlicher Schwarm Bauern, und Weiber troup Weyse auf dem Platz zusammen gezogen, weswegen die H. Officiianten mehr Apprehension als ich genommen. Nachdem ich aber in mein Quartier mich begeben, und zur Ruhe geleget hatte, so wurde nach 12 Uhr Nachts ein starckes Gemurmel gewahr, auf die Anfrage, was solches zu bedeuten habe, wurde geantwortet: es scheine daß ich mehr ein außgeschickter des Bischoffs Aaron, als Euer Ecxell, oder Ihro Mayestät der Kayserin seye; ich ließe erwidern; sie hätten einen gantz irrigen Begriff von mir, indem ich mehr ihnen zu helfen als zu schaden da sey wie der Ausgang es zeigen würde. Dieses wirckte so viel daß sie zwar den Hoff verliessen, sich jedoch vor das Thor postirten. Bey Anbruch des Tages ließ ich meine gestrige fremde Begleiter zu mir beruffen, welche nebst einigen Zalathnaer Ältesten, und geringen Anhang bey mir sich einfanden, und den Bericht erstatteten, daß der Sophroni in besagtes Trimpöele sich nicht= und niemand wisse wohin gewendet hätte. Ich stellete die äusserste Nothwendigkeit vor, denselben mittelst 3 – 4 verschiedenen Expressen aufzusuchen, und zurück berufen zu lassen, so auch zugesagt, jedoch wie ich nach 3 Stunden erfahren nicht befolget worden. Ich begabe mich zum H. v. Neümann wo auch die anderen 2 H. Officianten beruffen und endlich die verlangte Caution versprachen, iedoch versichert wurde, daß wir den Sophroni schwerlich sehen, und derselbe ehender sich zu entfernen, als zu stellen avertiret worden seyn dürfte. Inmittelst versamlete sich auf dem Platz eine ungeheure Menge Volcks Männer und Weiber, in die troup Weyse besonders, und es wurde mir hinterbracht, daß meine abermahlige Ankunft ihnen verdächtig schiene, und sie so gar mit Drohungen sich an meine Persohn vergreiffen zu wollen, sich geäussert hätten. Ich ließ den Richter zu dem Hn v. Neumann herein beruffen, und stellte ihm vor, daß es ihm haubtsächlich obliege, dergleichen Unruhen gleich Anfangs zu steuern, die vernahmende unzeitige Schwäzereyen und boßhafte Ausserungen mit Arrest und Schlägen zu bestraffen, und daß es eines deren Hauptstücken seye, ihre Berathschlagungen nur unter wenigen, deren vornehmsten Gliedern vorzunehmen, und nicht allemahl den sämtl. dummen und unruhigen Pöbel gegenwärtig seyn zu lassen, massen im widrig-Fall durch die Vergehung etlicher ihrer weniger tumpen, das Wohl nicht nur dieses Marcktes, sondern der ganzen Wallachischen Nation in Gefahr gesetzet werden würde. Er erwiederte: daß er das Vermögen nicht hätte, den Pöbel von ihren Berathschlagungen auszuschliessen, ohne sich selbst einer Partheylichkeit [S. 10] verdächtig zu machen, anbey aber versicherte er, daß nicht die mindeste Unruhe zu sorgen seyn würde, wenn nur die ohngehinderte Ausübung der Griechischen Religion hergestellet werden sollte. Dieses gabe mir wieder Gelegenheit, auf die Erscheinung des Sophroni zu dringen, welche er den äusserlichen Ansehen nach kräftig befördern zu helfen versicherte.
Bey in mehr und mehr vergrösserten Auflauf erachteten wir nebst denen H. Officianten vor rathsam, daß ich mich ohne weiters um die Beruffung des Sophroni zu ampressiren wieder zurückbegeben sollte, wo hernach vielleicht ehender der Sophroni sich einfinden und dem alleinigen Abmarsch disponirt werden würde. Zu diesem Ende behändigte den in Henden habenden Geleits Brief dem H. v. Neümann mit dem Ersuchen, die Beförderung des Sophroni bestmöglichst zu besorgen; so auch zusagte, mit dem Beyfügen, daß er allenfalls denselben begleiten zu wollen sich offerirte; Vornächst mir auch ausbathe, daß er, im Fall der Sophroni sich noch heuthe einfinden, und mit ihm abgeredet werden sollte, er mir morgen früh dem 18ten einen Expressen mit der Nachricht nacher Müllenbach senden mögte; worauf er erwiederte: daß so ferne heuthe nichts ausgemachet werden sollte, er morgen wegen des von allen Dörfern zum Wochen-Marckt geschehenden Zulaufs, und gewöhnlicher allgemeiner Betrunckenheit dißfalls nicht das mindeste vorzunehmen sich getrauete, sondern erst am Sonntag oder Montag den Bericht zu überschicken im Stand seyn würde.
Hiermit nahme ich meinen Abschied über den Platz durch das versammlete Volck, beurlaubete mich von denselben, von deren einigen zwar eine höffliche dancksagung, von andern hingegen vernahm daß ich besser thun würde, nicht weiter allda zu erscheinen, welchem Ton auch einige Weiberstimmen folgten. Dieses und das vorgemerckte Betragen, waren mir um so befremdlicher, als die beyde vorigemahl ich iederzeit mit vielen freundschafftlichen Seegens-Wünschen empfangen worden war. Die Qwelle weiß sicher nicht. Als gegen das Ende des Orths gelangte, so wurde zwey doppelte Spalier mit Prügeln gewahr, welche vermuthlich der Entführung des Sophroni angekehret gewesen seyn dörften, besonders da auch unterwegs nicht aus nur auf einigen Höhen neben der Straßen, sondern auch bey denen Dörffern Preszaka und Pojana dergleichen wahrnahm welche zwar mir keine Feindselichkeit, jedoch auch nicht die ehemahlige Zufriedenheit bezeigten.
Zwischen Carlsburg und Müllenbach begegnete ich einem aus dem Müllenbacher Stuhlsdorff Rihou bürtigen Popa Gyorgy, welcher von dem Sophroni in Zalathna angestellet ist, und eben dahin zu gehen im Begriff war, diesem eröfnete ich den völligen gestrigen, und heütigen Vorgang mit der Ahndung wie ungleich des Volcks Betragen gegen die so zärtliche Gesinnung Euer Excell sich äussern thue, und daß es kein Wunder wäre wenn hochselbte dero gefaßte gutte Neigung durch die so Gressliche Unerkenntlichkeit und Mißtrauen auch Ungehorsam überwägen liessen. Dieser entrüstete sich dem Aussehen nach sehr darüber, ersuchte mich davon Euer Excell. nichts zu melden, mit Versicherung bey seiner Ankunft, so wohl bey dem Sophroni, als dem Volck das möglichste anwenden, und längstens biß Sonntag Abends, wo nicht den Sophroni selbsten, doch eine Antworth nacher Müllenbach bringen zu wollen. Was dem nach von bemeldeten beyden Seithen erhallten mögte, werde ohngesäumt unterthänigst gehorsamst befördern, nur kräncket mich aufs äuserste, daß so unglücklich die Euer Excell. hohe Absicht keineswegs erreichen helfen zu können, wo es gleichwohlen auch fürohin an meinen eifrigsten Bemühen nicht fehlen solle. Der etc.
[1] Falsche Umrechnung: zwischen 1700 und 1800 betrug der Unterschied 11 Tage.
Download des Originals als PDF
Empfohlene Zitierweise:
Quellen zur Geschichte Samuels von Brukenthal. Aus dem Nachlass von Georg Adolf Schuller, hg. von Konrad Gündisch und Jonas Schwiertz, 2022.
URL: https://siebenbuergen-institut.de/1761-4-14a (Stand: 14. Februar 2022).
© Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V.
Alle Rechte vorbehalten.