1761, April 13

1761, April 13, Mühlbach. Bericht des Oberkapitäns von Luchsenstein an den Kommandierenden General von Buccow über seine Mission beim orthodoxen Priester Sofronie.

 

Seite 4-7 eines Konvoluts von Schriftstücken, gerichtet an den Kommandierenden General von Buccow über den Aufruhr des griechisch-orthodoxen Priesters Sofronie. Es handelt sich um Kopien, die von Buccow zum eigenen Gebrauch anfertigen ließ.

 [S. 4]

Copia Eines etc. …. ddo Mühlb. 13. April 1761.

 

P.P.

Nach Inhallt Euer Excell. gnädigsten Schreibens vom 12ten dieses begabe mich neüerdings nacher Zalathna, wo aber erfahren muste daß der Sophronius nicht gegenwärtig, sondern in die umliegende Dörffer in Angelegenheit seiner geistlichen Function verreyset sey. ich expedirte allsogleich 2. Expressen um den selben aufzusuchen; währender Zeit meine Vorspann Pferde etwas ausruhten und füttern ließ, in der Absicht selbsten nachzufolgen, und denselben unterwegs anzutreffen. Dieses mahl war ich von darum mit Vorspann Pferden, und einem Leither Wagen abgegangen, weilen nach dem Bericht, deren Zalathnaer offizianten mein nächstmähliges Post-Fuhrwerck einiges Aufsehen verursacht haben sollte. Meine abgeschickte hatten den Sophroni angetroffen, und brachten mir, der ich ebenfalls ein Stück Weges gegen denselben zurückgeleget hatte, ihn entgegen, wo ich auf freiem Felde mit ihm diejenige Unterredung hielte, welche Euer Excell. in obberührten gnädenigsten Schreiben vorgeschrieben hatten. Er hatte eine Escorte aus dem nächsten Dorf Petrensenj mit sich von einigen allten, und theils 14-15 jährigen mit keinen Gewehr, sondern entweder Bergwercks, oder Bauren Geräthschafft versehenen Leuten bey sich, so aber nicht das mindeste von einer Feindseeligkeit äusserten, sondern als sie meinen freundschafftlichen Empfang wahrnahmen, die größte Zufriedenheit blicken liessen, so bald ihren Rückweg nacher Hauß nahmen. In der Unterredung bemerckte ich, daß er von seiner vorhinnigen Äusserung etwas irregemacht worden seyn müsse,

[S. 5] indem er die dahmahlen zugesagte Reyse nacher Szelist nicht anders anzutretten vorgebe, als wann solche ihm erstlich von der Gemeinde bewilliget, zweytens durch den H. Ober-Gold-Einlöser v. Neumann garantiret seyn würde. Weßhalben ich wieder nacher Zalathna zurückzukehren mich bemüssiget fande. ich begab mich zum H. v. Neumann, und vernahme von dessen Bedienten daß er ohne zu wissen wohin ausgegangen, und vor Abends nicht zu erfragen sey. Nachdem ich aber scharf an den Bedienten sagte, daß weilen ich ohnvermeidlich mit ihm zu sprechen hätte, derselbe ohne Umstand ausfundlich gemacht werden müßte, so war die Ohnmöglichkeit dergestallten gehoben, daß gedachter H. v. Neumann sich alsogleich einfandt und seine Verwunderung über meine so baldige Wieder Erscheinung zu erkennen gab. Mittlerweils traf auch der Sophroni ein, wo ich dann den H. v. Neumann, damit es jener verstünde, in Wallachische Sprach ersuchte ihm die Gültigkeit des sicheren Geleits-Briefes, und das derselbe an mich ohne alle Gefahr wohin er immer wollte, sich begeben konnte, zu expliciren. Dieses geschahe auch mit dieser expression, daß wann auch dieses Instrument von Gott selbsten käme, solches dem üblichen Gebrauch nach keine Größere Krafft haben könnte. Darauf erwiderte der Sophroni, daß er die Vornehmsten des Orths beruffen, mit selbigen erscheinen, und ihren Consens zu der vorhabenden Reyse vernehmen wollte.

Dieses war gestern zwischen 5 und 6h Nachmittags. Die ausbleibende Ankunft dieser Leuthe gab dem H. v. Neumann mehrmahlen Anlaß zu versichern, daß wir niemanden zu sehen bekommen würden. Gleichwohlen versamlete sich das Volck troup weiß auf dem Platz, welches dem H. v. Neumann, v. Öder, und Rationisten Kövendi, so gegen wärtig waren, die fürchterliche Idee von einer bevorstehenden Empörung bey brachte, also, daß lezterer auf den Befehl des ersteren sich nicht einmahl getrauete hinaus zu gehen, und den Sophroni vorzuruffen. ich sahe mich dahero bemüssiget selbsten hinaus zu gehen, und den Sophroni nebst denen Vornehmsten zu der vorhabenden Unterredung anzutreiben, welches auch mit aller Friedfertigkeit geschahe, und kein Schimmer Empörung zu spühren war. Indessen hatte der Sophroni dem Volck die vorhabende Reyse, und deren Modalität nach allen Umständen angezeiget, und nachdeme ich in der nehmlichen Conformité, nebst beygefügten möglichsten persuasorischen Argumenten wiederholet hatte, so fragte der Sophroni das Volck, ob sie ihn bey sothaner Bewandniß wollten abziehen lassen. Worauf das Volck versezte: Erstlich hätten sie ihn wegen gewöhnlicher Vorbereytung zu denen Oster-Feyertagen ohnvermeidlich bey sich nöthig, Zweitens verständen sie nicht als der teutsche Sprache unkundige, ob das von mir producirte salvus Conductus die angerühmte Gültigkeit habe. Und wann dieses auch wäre, so wären sie mehrmahlen durch die wiedrige Erfahrung belehret worden, daß ohnangesehen des ihnen ertheilten salvi Conductus  sie dennoch verschiedentlich hart hergenommen, und in Arrest geworfen worden wären, mithin sie auch diesesmahl auf die zugesagte Sicherheit des Sophroni sich zu verlassen, und denselben der Gefahr zu exponiren billig Anstand nehmen müßten; doch aber wenn der Herr v. Neumann, H. v. Kayling, und H. v. Öder von die sichere und ohngekrenckte Zurück eruffung des Sophroni gutsprechen wollten, so wären sie bereit, [S. 6] denselben zu der vorhabenden Unterredung abziehen zu lassen. Obwohlen ich nun dießfals von den H.  Beamten keinen Anstandt vermuthete, und durch Habung dieses einzigen Obstaculs zum Zweck zu gelangen so mußte dennoch durch H. v. Neumann und Öder mir entgegen setzen lassen, daß sie in verrechneten Diensten stünden, solcher Gestallten so vieles Kayserliches Gutt nebst ihren eignen Haabseeligkeiten, auch Leib, und Leben in Gefahr sezten /: anerwogen man einem Schelmen das Versprechen zu halten nicht verbunden sey :/ indeme wenn der Sophroni sollte angehallten werden, sie die Rache des unbändigen Volcks, und das gäntzliche Verderben würden zu erfahren haben; zu dem hätten sie von ihrer hohen Instantz hiezu keinen Befehl, und würden sich allenfalls in eine grosse Verantwortung setzen. Meine Gegen Vorstellung, daß wenn der Augenscheinliche allgemeine Nutzen, und Beförderung allerhöchsten Dienstes es erforderte, ein jeder Diener Ihro Mayestät verbunden seyn auch ohne specialen Befehl der Instantz das seinige beyzutragen; auch daß kein vernünftiger begreiffen könnte, daß wegen eines solchen schlechten Menschen des Sophroni, so viele Kaysl. Königl. Beambte, und geringere Diener, ja so vieles Kayserl. Gutt sacrifiziret werden sollte, nicht weniger daß ich von der ohngekrenckten Zurücklieferung des Sophroni dergestallten versichert seye, daß wenn ich nicht den expressen Befehl hätte, selbsten mit dem Sophroni zu erscheinen, ich, dem sein Leben so lieb als einem andern wäre, keinen Anstand haben würde, als Geisel in Zalathna zu verbleiben, alle diese Gegen-Vorstellung sage ich, war so unvermögend, daß ich endlich den Sophroni mit seinem Anhang in negativis entlassen mußte. Bevor machte ein betrunkener die Objection, wie er sich wundere, daß zu diesem Geschäffte ein Sachs[1] und kein teutscher[2] gebraucht würde, wurde aber durch die Umstehende mit Bedrohung zu Stillschweigen angehallten. Woher diesem meine Genealogie bekannt worden, die ausser denen Officianten mich schwerlich jemand gekennet, weiß ich nicht. Genug daß alle berührte Umstände mich urtheilen machen, man sehe den Sophroni in Zalathna nicht anders als ein Sauve garde an. Nachdem wir gegen 8 Uhr Abends auseinander gegangen waren, so ließ mir der Sophroni durch einen Popen sagen, daß er den nehmlichen Abend noch Gelegenheit nehmen werde mit mir kurz zu sprechen, und er verhoffte folgenden Morgen eine andere Resolution von dem Volck, worunter dieses mahl viele betruncken gewesen wären; Allein kurtz darauf schickte er zu mir und ließ sich excusiren daß er zu einem Krancken beruffen, folgsam von der vorgehabten Unterredung, so er auf folgenden morgen aus sezen wolle, verhindert worden seye. Heuthe frühe wartete von Anbruch des Tages bis 9 Uhr, wo so dann an statt der Unterredung, so er deprecirte, anliegendes an Euer Excell. verfaßtes Schreiben er mir zusendete, und auf dessen Inhallt sich lediglich bezahe. Daher ich ohnverrichteter Sache mit gröstem Verdruß meine Rück Reyse anzutretten mich bemüssiget sah. Euer Excell. geruhen demnach gnädigst zu entnehmen, daß, im Fall die Unterredung mit diesem Sophroni ohnvermeidlich nöthig seyn sollte, oberwähnte 3 Bergwercks Beamte allerdings zu der von ihnen praetendirten Contition angehallten werden müsten, wiedrigenfalls mit sothanen hartnäckigtem Volck schwerlich in der Gütte etwas dörfte gerichtet werden. Ob aber meinerseits länger aussen bleiben, oder nacher Hermannstadt mich verfügen solle, darüber erbitte Euer Excell gnädigsten Befehl etc.

 


[1] Siebenbürger Sachse.

[2] Gemeint ist ein habsburgischer Militärangehöriger oder Beamter.


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Empfohlene Zitierweise:

Quellen zur Geschichte Samuels von Brukenthal. Aus dem Nachlass von Georg Adolf Schuller, hg. von Konrad Gündisch und Jonas Schwiertz, 2022.
URL:  https://siebenbuergen-institut.de/1761-4-13-1 (Stand: 14. Februar 2022).

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