1761, April 11

1761, April 11, Mühlbach. Bericht des Oberkapitäns von Luchsenstein an den Kommandierenden General von Buccow über seine Mission beim orthodoxen Priester Sofronie.

 

Seite 2-4 eines Konvoluts von Schriftstücken, gerichtet an den Kommandierenden General von Buccow über den Aufruhr des griechisch-orthodoxen Priesters Sofronie. Es handelt sich um Kopien, die von Buccow zum eigenen Gebrauch anfertigen ließ.

  [S. 2]

Copia eines von dem Ober Capitain Luchsenstein an mich Commandirenden Generalen, eingesendeten Schreibens. d do Mühlenbach den 11ten April 1761.

 

P. P.

So bald Euer Excell. gnädigen Befehl von 9ten dieses durch eine Estaffeta gestern vormittag um 10 Uhr erhalten hatte, so begabe mich allsogleich mittelst der Post nacher Zalathna, allwo, weilen hocherinnertermassen dem Ober-Gold-Einlöser H. Neümann ein Paß vor den Sophronius zugeschicket worden war, ich zuvörderst bey dem selben in dem aufhebenden Geschäfte mich zu orientiren suchen. Meine unvermuthete Ankunft erweckte nicht nur bey diesem nehml. H. Ober-Gold=Einlöser, sondern auch denen mehresten übrigen allda versamleten Cameral Beamten eine solche Consternation, in dem sie ungegründeter Weyse eine Bewegung unter dem gemeinen Volck ohne Ursachen besorgten, daß ersterer so gar die Extrevüe mit dem Sophronius mir abzurathen sich bemühet, vorgebend es mögte, weilen kurtz vorher eine Estaffeta, und bald darauf ein Officier angelanget, ohnfehlbar ein Argwohn bey dem ohnehin mißtrauischen Volk erreget werden. Nach dem ich aber mich nicht abwendig machen ließ, so legte erwehnter Gold-Einlöser das lezte Argument dadurch an mich, daß er mich zu persuadiren suchte, es würde der Sophronius auf keine Weyse zu bereden seyn, zu mir zu kommen. Allein ich beharrte auf meinem Vorsatz, und ob es schon gegen 9 Uhr in der Nacht war so schickte doch zu dem selben, und ließ ihn auf ein freundschafftlich Gespräch zu mir einladen. Wie zweiffelhafft ja ohnmöglich mir dessen diesfällige Befolgung gemacht worden war, so willfährig erfolgte dieselbe indeme er ohne den mindesten Umstand zu mir sich verfügte. Gleichwie nun obgedachter Gold-Einlöser demselben den Vortrag zur Abreyse nacher HErrmannstadt schon gemacht; jener aber sich geäussert hatte, des folgenden Morgens seine Entschließung hierüber offenbahren zu wollen, allso suchte meines Orths diese Absicht desto nachdrücksamer einzuprägen. ich wiederholete die ehehin durch meinen Expressen angewandte Bewegungs-Gründe, und nachdem Euer Excell. persönliche hohe Eigentschafften möglichst beschrieben hatte, so sezte denen noch dieses zu, wasmassen Euer Excell. eine Zeitlang als Kays. Königl. Gesandter an dem Kays. Rusischen-Hoff gestanden, mithin dem Vermuthen nach einen günstigen Begriff von der Griechischen Religion sich gemacht haben müßten, weilen Hochselbsten so grosse Neigung zur friedlichen Beylegung deren Spaltungen in der [S. 3] Wallachischen Nation bezeigeten. Worauf derselbe mit der grösten Freudigkeit erwiederte; wie ihn das denen Deputirten erwiesene gnädigste Betragen hievon genugsam überzeuge, und Gott dancke, daß er einen so gnädigen, und gerechten OberHerrn hereingeschicket habe; er und seine Nations und Religions Verwandte würden sich alles Ernstes beeyffern, sich dessen höchsten Schutzes theilhafft zu machen. ich versezte darauf: daß der glücklichste Anfang hiezu seyn würde, wenn er ohngesäumt, mit mir zu Ser Excell. sich verfügen, und Hochselbten von allen Umständen einen deutlichen Begriff, bevor noch die hohe angeordnete Commission ihren Anfang nehme beybringen wollte. Er antwortete hierauf daß gleich wie er den H. Gold-Einlöser die dießfällige Resolution auf den folgenden Morgen versprochen hätte, also er mir solche ebenfalls anzeigen wollte. ich ersuchte denselben, aus besondern Ursachen daß er zu allerst mir, und hernach den H. Gold-Einlöser seinen Entschluß bekannt machen möge; Allein obschon ich heuthe frühe um denselben schickte, er mich auch versichern liesse, daß er allsogleich erscheinen wolle, so war er doch zu erst zu dem H. Gold-Einlöser gegangen, und hatte sich dahin erkäret daß er ietzo gleich ohnmöglich abgehen könne, sondern mitlerweile an Euer Excell. ein Schreiben erlassen wolle, welches Schreiben entweder heute Abends, oder Morgen früh erst abgefertiget werden wird. Nachdem er endlich noch bey mir sich eingefunden, und das nehmliche bedeutet hatte, so wendete ich neuerdingen alle zum Vortheil abzielende Beredsamkeit an, fügte zulezt noch zu, daß mein treuer Rath wäre, die ietzo sich darbietende höchste Gnade ja nicht auszuschlagen, massen sich vielleicht solche Umstände ereignen könten, wo es so dann zu spat seyn würde solche zu finden und zu erlangen. Hierauf explicirte er sich deutlicher. Nachdeme das vorige mahl, von dem Hoch Löbl. Königl. Gubernium ihme ein salvus Conductus zugeschickt worden, so hätten die im Synodo versamlete Dorffe-Deputirte, und Älteste ihm schärfest eingebunden, ohne ihr Vorwissen und Genehmhaltung sich in keine Stadt, oder Vestung zu begeben, welches er dann aufs Heiligste versichert hätte, mithin ohne Gewissens Verletzung sich dazu ohnmöglich beqwemen könte; er wolle aber alsogleich an die vornehmsten Gemeinden dieses Ansinnen gelangen lassen, und noch vor dem angesezten Termin der allgemeinen Versamlung en particulair  seine unterthänigste Aufwartung bey Euer Excell. machen. ich versezte: daß bey so vielen und vielerley Köpfen ohnmöglich eine einmüthige Einstimmung zu hoffen, vielmehr eine Verschiedenheit deren Meynungen, mithin eine ohnfehlbare Hintertreibung dieser gutten Absicht zu befahren seyn: Meines Erachtens restringire ihn die gethane Angelobung nur auf die geschlossenen Örther, mithin könte /: im Fall, es Ser Excell. beliebig wäre :/ an einem ungeschlossenen Orth, und zwar mit so wenigeren seinerseits zu besorgenden Argwohn eine Unterredung angestellet werden, als ieder andere glauben würde, daß sothane Zusammenkunft von ohngefehr und ohne seinen Vorbeweist geschehe. Hierauf antwortete er: daß er viel zu gering wäre Euer Excell. eine so tiefe Erniedrigung seinetwegen an einem dritten Orth zu begeben, zuzumuthen; Allenfals aber Hochselbte hiezu auß übermässiger Gnade sich zu entschliessen geruhen wollten, so würde er an nächstkünftigen Donnerstag d. 16ten dieses in dem Dorff Szelist, Herrmannstädter, oder dessen Filial Stuhls gleiches Nahmens sich einfinden, indem er sonsten keinen Weg sehe ohne Verletzung seines Gewissens, und ohne bey dem Volck sich verdächtig zu machen Euer Excell. in so kurtzer [S. 4] Zeit seine unterthänigste Devotion zu bezeigen. Da ich nun mit dieser Erklärung von ihm geschieden, daß ich am Montag oder Dienstag denselben hievon zu belehren im Stande seyn würde, so habe Euer Excell. ein solches ohnverzüglich beybringen, und den ferneren Verhalt unterthänigst gehorsamst aus bitten sollen. Es ist dieser Sophronius von weit geringeren Einsicht und Talenten, als mir denselben vorgestellet hatte; gleichwohlen erachtete meines geringsten Dafürhaltens, daß wegen des allgemeinen von dem Volck in denselben setzenden Vertrauens derselbe um desto leichter zu einem gütlichen Zweck zu gelangen allerdings zu gajoliren sey, indem derselbe eine ungemeine Gewalt über die Gemüther sich erworben hat. Er versicherte annebst, wie er aller Arthen Circulares, und Expresse ausgeschicket hätte, daß sich niemand unterstehen solle die mindeste Unruhe, oder Stöhrung vorzunehmen unter exemplarischer Bestraffung, und Ausstossung aus der Gemeine.

Hiernechst erkundigte mich, ob es wahr, daß ein gewisser Ferenczi in dem Hunyarder Comitat auf seinen Befehl viele Gelder zur Bestreittung deren Unkosten von denen Dörffern erpresset, und ausgelogen hätte? Darauf betheüerte er, daß ihme dergleichen nie eingefallen; hingegen hätte bey dessen Vernehmung er allsogleich zu dessen Gefangen nehmung die Anstallt gemacht, die er aber gemerckt und sich zu denen Franciscanerni in Déva salviret, diese auch seither ihm weiter fortgehalten hätten. ich schreibe mit heutiger Ordinari an den Commendanten zu Deva H. Obrist Wacht Meister Beckhardt daß er sichere Kundschafft von sothanem Betrüger einziehen möge, indem er erst vor 14. Tagen in der Gegend Dobra mit etwelchem Anhang gesehen worden seyn solle. Womit etc.

 


Download des PDF-Dokuments

Download des Originals als PDF

 

Empfohlene Zitierweise:

Quellen zur Geschichte Samuels von Brukenthal. Aus dem Nachlass von Georg Adolf Schuller, hg. von Konrad Gündisch und Jonas Schwiertz, 2022.
URL:  https://siebenbuergen-institut.de/1761-4-11-1 (Stand: 14. Februar 2022).

© Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V.

Alle Rechte vorbehalten.

 

Scroll to Top